Facharztausbildung & Habilitation
Insgesamt soll das Modellcurriculum im Rahmen der achtjährigen Laufzeit variabel gestaltet werden mit den festen Komponenten fünfeinhalb Jahre klinische Ausbildung, zweieinhalb Jahre Forschung. Am Ende des Curriculums steht der Erwerb des Facharzttitels Innere Medizin und Kardiologie sowie die Habilitation.
Ausgangslage
Die Habilitation ist für Mediziner*innen in der klinisch-wissenschaftlichen Laufbahn von hoher Relevanz. Auch bei Absolvierung eines MD/PhD-Programmes streben Kliniker*innen in aller Regel die Habilitation an. Die Habilitation/Professur ist in der Regel eine nicht ausgesprochene „Conditio sine qua non“ für die Erlangung einer Chefarztposition. Die Anforderungen an wissenschaftlich tätige Weiterbildungsassistent*innen haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Dies gilt sowohl für die klinischen als auch für die wissenschaftlichen Aspekte. Von wissenschaftlichen Assistent*innen wird zunehmend der Wunsch nach einem strukturierten Programm, das sowohl die klinische Weiterbildung als auch den wissenschaftlichen Werdegang vorgibt, eingebracht.
Während heute vielfach durch Verbesserung der Forschungsförderung die Möglichkeit einer Freistellung zur Forschung gegeben ist, wird diese häufig nicht in Anspruch genommen, da Sorge besteht, nicht wissenschaftlich tätige Weiterbildungsassistent*innen könnten einen Vorteil in ihrer klinischen Weiterbildung erlangen.
Ziele des Modellcurriculums
Um den im Abschnitt Ausgangslage genannten Punkten gerecht zu werden, wurde in Zusammenarbeit mit der Landesärztekammer Niedersachsen ein Modellcurriculum entwickelt, welches über einen Zeitraum von acht Jahren die Facharztweiterbildung in der Medizin/Kardiologie und die wissenschaftliche Tätigkeit mit dem Ziel der Habilitation strukturiert. Das Curriculum soll nicht nur verlässliche Basis für die fachärztliche Ausbildung und Forschung darstellen, sondern auch einer adäquaten Work-Life-Balance gerecht werden. Folgende Aspekte werden berücksichtigt: strukturierte Weiterbildung (Fast Track, Privileg, frühzeitig in begehrte Weiterbildungspositionen zu rotieren), definierte Phase der wissenschaftlichen Freistellung, Habilitation zunächst in experimenteller Medizin mit der Umhabilitation in Innerer Medizin nach Facharztqualifikation. Das Modellcurriculum soll die Attraktivität des klinisch-wissenschaftlichen Karrierewegs steigern, es soll helfen, exzellenten klinischen wissenschaftlichen Nachwuchs zu rekrutieren, es soll die Qualität der klinischen und wissenschaftlichen Ausbildung verbessern und soll die internationale Kompetitionsfähigkeit steigern.
Ablauf des Modellcurriculums
Insgesamt fünfeinhalb Jahre Facharztweiterbildung, zweieinhalb Jahre Freistellung für Forschungstätigkeiten. Die Ärztekammer Niedersachsen erkennt sechs Monate Forschung nach Einzelfallprüfung als Weiterbildungszeit an. Zusätzlich theoretische und praktische Zusatzqualifikationen. Betreuung durch ein Mentoringteam, das aus zwei bis drei Kliniker*innen bzw. Wissenschaftler*innen besteht: Weiterbildungsermächtigte*r, wissenschaftliche*r Arbeitsgruppenleiter*in, externe*r Mentor*in.
Exemplarischer Ablauf:
Insgesamt soll das Modellcurriculum im Rahmen der achtjährigen Laufzeit variabel gestaltet werden mit den festen Komponenten fünfeinhalb Jahre klinische Ausbildung, zweieinhalb Jahre Forschung. Ein exemplarischer Ablauf könnte wie folgt aussehen:
Wissenschaftliche Basisqualifikation
Während in einem Graduiertenprogramm zusätzlich zur Tätigkeit im eigenen wissenschaftlichen Arbeitsgebiet zahlreiche Weiterbildungs-/Fortbildungsveranstaltungen angeboten werden, ist eine strukturierte Weiterbildung während der Habilitation bisher nicht vorhanden. Es wurde daher eine strukturierte Fortbildung zur Vermittlung wissenschaftlicher Fähigkeiten im Wissenschaftsfeld der kardiovaskulären Medizin zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie entwickelt.
Unter dem Thema „Grundlagen der Herz-Kreislauf-Forschung“ werden zwölf Workshops in einem Zeitraum von drei Jahren abgehalten. Die Workshops bestehen aus eintägigen wissenschaftlichen Veranstaltungen, die zum Teil während der Jahrestagungen (Herbsttagung, Frühjahrstagung) der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie abgehalten werden. Die Durchführung der Workshops erfolgt unter Beteiligung des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Pro Workshop werden fünf Sitzungen abgehalten, in denen unter einem Oberthema fünf Themen von hochkompetenten Referent*innen erarbeitet werden.
Folgende Oberthemen werden bearbeitet:
- Bildgebung des Myokards und Myokardfunktion
- Vaskuläre Biologie
- Stammzellbiologie – Relevanz für die Kardiovaskuläre Grundlagenforschung
- Herzinsuffizienz – Mechanismen
- Drug Development – Der lange Weg zum Medikament
- Grundlegende Mechanismen der Zellbiologie
- Laufen lernen im Labor. Methoden in der kardiovaskulären Grundlagenforschung
- Formalia und Soft Skills
- Going in vivo - Tiermodelle
- Ca2+ und Arrythmie
- Ischämie/Reperfusion
- Kardiovaskuläre Entwicklungbiologie
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