Kardiopulmonale Lehre

Im Wintersemester 2001/02 wurde die interdisziplinäre Lehrveranstaltung „Kardiopulmonale Lehre“ als erstes reformiertes Lehrmodul an der Medizinischen Fakultät Göttingen eingerichtet. Im Rahmen der Modularisierung der Lehre im Jahr 2004 fand sie als sechswöchiges Modul 3.1 mit dem Titel „Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Lunge“ ihren festen Platz im dritten klinischen Semester.

In enger Abstimmung mit Dozent*innen aus den Bereichen Kardiologie, Pneumologie, Chirurgie, Anästhesie, Pharmakologie, Radiologie, Kinderkardiologie (u. v. a. m.) wird ein patientenzentrierter Unterricht angeboten, in dem die Systematik, Diagnostik und Therapie der wesentlichen kardiovaskulären und pneumologischen Erkrankungen vermittelt werden.

Lernziele

Die Lehre orientiert sich am Lernzielkatalog der Fakultät. In den klinischen Modulen 3.1 bis 5.3 liegt der Schwerpunkt auf dem Erwerb von Faktenwissen zu verschiedenen Gesundheitsstörungen.

Viele Lernziele des Moduls 3.1 beziehen sich jedoch auch auf praktische Fertigkeiten. Dabei stehen körperliche Untersuchungstechniken und die Interpretation des Elektrokardiogramms (EKG) im Vordergrund.

Darüber hinaus soll durch die intensive Diskussion diagnostischer und therapeutischer Fragestellungen in Kleingruppen das klinische Denken gefördert werden.

Lehrformen

Bei der Konzeption des Moduls wurde versucht, dem hohen Anteil klinisch-praktischer Lehrinhalte durch den Einsatz möglichst praktisch orientierter Unterrichtsformen Rechnung zu tragen.

In der täglich stattfindenden zweistündigen Hauptvorlesung und den einstündigen Seminaren werden die jeweiligen Wochenthemen (z.B. Koronare Herzkrankheit [KHK] und Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Klappenfehler, Arrhythmien, Lungenerkrankungen) im Überblick dargestellt. Fast alle Plenarveranstaltungen sind für Studierende im Modul als Podcast verfügbar; einige speziell produzierte Podcasts werden auch schon vor der jeweiligen Veranstaltung freigeschaltet und dienen dann der Vorbereitung auf die Präsenzlehre.

Erfahrene Kliniker*innen leiten die Kleingruppen-Tutorien, in denen das Wissen anhand klinischer Falldiskussionen vertieft wird. Für die pneumologischen Erkrankungen kommen Fallpräsentationen aus der Pathologie hinzu.

Das Auskultationstraining am Simulator „Harvey“ stellt ein Herzstück der Vorbereitung auf den klinischen Alltag dar. Harvey ist ein lebensgroßer Patientensimulator aus dem Jahr 2018, der 50 verschiedene Herzerkrankungen und über 60 verschiedene Herztöne und Herzgeräusche nachahmen kann.

Die Synthese von Theorie und Praxis erfolgt im Unterricht am Krankenbett (UaK), der im Modul 3.1 in einem Wochenblock angeboten wird. Das didaktische Konzept der „UaK-Woche“ sieht vor, schrittweise die wesentlichen Aspekte der Anamnese, der körperlichen Untersuchung sowie individueller diagnostischer und therapeutischer Strategien zu erarbeiten. Dazu haben Studierende die Möglichkeit, in konstanten Gruppen einen oder mehrere Patient*innen über mehrere Tage zu begleiten. Hierbei werden sie von einem Dozenten bzw. einer Dozentin unterstützt, der*die ihrer Gruppe fest zugeteilt ist.

Seit der ersten Einführung des Moduls wurden zahlreiche neue Elemente in die Lehre integriert, die einerseits auf aktuellen Erkenntnissen der Lehrforschung basieren und andererseits der fortschreitenden Digitalisierung des Studiums Rechnung tragen. Zu ihnen gehören unter anderem die elektronischen Fallseminare, in denen Studierende einmal pro Woche realistische Patientengeschichten anhand von Fragen bearbeiten und auf diese Weise ihr klinisches Denken trainieren. Ebenso realitätsnah ist die computerbasierte Simulation der Notaufnahme „EMERGE“, in der die Studierenden an insgesamt sechs Terminen im Modul kritische Entscheidungen zur Diagnostik und Therapie bei akut erkrankten „virtuellen Patienten“ treffen können. Hier werden neben der Differentialdiagnostik auch ärztliche Schlüsselkompetenzen wie Zeit- und Stressmanagement sowie die Priorisierung von Aufgaben eingeübt.

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