Interdisziplinäre Forschungsprojekte für eine bessere Versorgung von Menschen bei einem geplanten Eingriff am Herzen

Das Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) bündelt interprofessionelle und interdisziplinäre Forschungsprojekte für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit der Klinik für Geriatrie, der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, der Klinik für Kardiologie und Pneumologie, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie der Klinik für Allgemeinmedizin der UMG und weiteren externen Partnern sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

Im Jahr 2050 werden etwa 13,6 Millionen Menschen in Deutschland 75 Jahre oder älter sein. Bedingt durch den demographischen Wandel werden degenerative Herz-Kreislauf-Erkrankungen und entsprechende Eingriffe zunehmen. Patient*innen müssen verstärkt durch Fachkräftemangel und gesundheitsökonomische Aspekte vor, während und nach einem Eingriff am Herzen effektiv und effizient versorgt werden.

Vor allem gebrechliche Patient*innen mit einer verminderten Muskelmasse, -kraft und -ausdauer haben ein dreifach erhöhtes Komplikations- und Sterberisiko nach einem Eingriff am Herzen. Bei zwölf bis 53 Prozent der Patient*innen tritt ein Delir in Folge des Eingriffs auf. Ein Delir ist eine akute Organfunktionsstörung des Gehirns und zeichnet sich durch einen plötzlichen Verwirrtheitszustand aus. Diese Patient*innen haben mehr Komplikationen, verlängerte Krankenhausverweildauern, eine schlechtere Entwicklung und ein erhöhtes Sterberisiko. Das Ziel ist es, mit Hilfe von Früherkennungsmethoden Risikofaktoren zu erkennen und Komplikationen zu vermeiden.

In der Grafik sind entlang der Reise der Patient*innen vor einem geplanten Eingriff am Herzen die Forschungsprojekte im Herzzentrum der UMG dargestellt. Der Weg startet mit der Diagnosestellung. Die Erkennung des Risikoprofils und eine Prähabilitationsmaßnahme können in der Zeit vor einem geplanten Eingriff am Herzen erfolgen. Die Prähabilitation ist ein innovativer Ansatz, bei dem Patient*innen zwischen der ärztlichen Beratung und dem geplanten Eingriff individuell auf die bevorstehenden körperlichen und mentalen Stressoren vorbereitet werden. Studien belegen, dass ein Prähabilitationsprogramm vor operativen Eingriffen am Herzen die Krankenhausverweildauer verkürzt, die körperliche Leistungsfähigkeit verbessert und Komplikationen im Anschluss an den Eingriff reduzieren kann. Dies ist z.B. durch Atemtherapie, Sport- und Bewegungstherapie, psychologische Betreuung und krankheitsspezifische Edukation möglich. Zusätzlich können Patient*innen vor einem geplanten herzchirurgischen Eingriff auch von einer psychologischen Intervention profitieren. Ein optimaler mentaler Zustand vor einer Operation kann zur Reduktion der krankheitsbedingten Beeinträchtigung und der Entzündungsparameter sowie einer Besserung der Lebensqualität und der Wundheilung führen. Werden Risikofaktoren für ein Delir rechtzeitig erkannt, kann dieses in manchen Fällen durch Präventionsmaßnahmen vermieden werden.

Im Anschluss an den Eingriff kann eine Komplexbehandlung auf einer geriatrischen Frührehabilitation im Akutkrankenhaut erfolgen. Allen Patient*innen stehen zudem eine kardiologische Rehabilitationsmaßnahme und die langfristige Teilnahme an Nachsorgeprogrammen zu. Bestandteil des Nachsorgeprogramms sind beispielsweise Herzsportgruppen. Der Fokus in diesen Gruppen liegt auf der Stabilisierung der Rehabilitationserfolge und der weiteren Unterstützung. Es besteht die Möglichkeit, dass eine Nachsorge bei einer koronaren Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz mit erhöhter Stressbelastung und unzureichend kontrollierten Risikofaktoren durch geschulte Behandlungsassistent*innen erfolgen kann. 

Die interdisziplinäre Forschung im Herzzentrum der UMG setzt sich intensiv mit der Verbesserung der Versorgung von Patient*innen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auseinander. „Die Reise des Patienten ist die Basis einer guten Versorgungsstrategie. Durch die enge Zusammenarbeit im Herzzentrum können wir diese Projekte interdisziplinär umsetzen und das kommt am Ende dem Patienten zu Gute“, sagt Prof. Dr. Christine von Arnim, Direktorin der Klinik für Geriatrie an der UMG. In der Zukunft wird der Fokus darauf liegen, die Effektivität und Skalierbarkeit der Interventionen in breiterem Maßstab zu untersuchen. Dies könnte die Integration von digitalen Gesundheitslösungen, wie telemedizinischer Betreuung und Gesundheits-Apps, sowie künstlicher Intelligenz beinhalten. Durch die interdisziplinäre Forschung und Implementierung innovativer Ansätze wir eine kontinuierliche Verbesserung der Patient*innenversorgung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen angestrebt.

Übersicht der Forschungsprojekte:

PRECOVERY

Das Ziel des Projektes PRECOVERY ist eine langfristige Verbesserung des Gesundheitszustands von herzkranken Patient*innen ≥ 65 Jahren.

PSY-HEART II

Die PSY-HEART II-Studie steht für „Präoperative Optimierung von Patientenerwartungen zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse bei Patient*innen.

FINDERI

In der FINDERI Beobachtungsstudie arbeiten mehrere Kliniken der UMG zusammen, um Risikofaktoren bei einer Herzoperation zu erforschen.

Digitalisiertes Sturzpräventionsprogramm

Das Digitalisierte Sturzpräventionsprogramm zum Einsatz innovativer Technologien in der geriatrischen Frührehabilitation.

ESCAPE

In der ESCAPE-Studie, an der acht EU-Länder teilnehmen, werden 300 Herzinsuffizienz-Patient*innen 18 Monate untersucht.

TEACH

Die TEACH Studie steht für „Team-basierte Behandlung für psychisch belastete Patient*innen mit chronischer KHK“.

DZHK-Projekt GÖ-MD14

Im DZHK-Projekt GÖ-MD14 wird überprüft, ob ein mHealth-Angebot (Apps und Sensorgeräte) bei der Herzerkrankung unterstützen kann.

Herzsportgruppe

Im Februar 2024 startete die Herzsportgruppe für schwer herzkranke Patient*innen im Rehabilitationszentrum Rainer Junge.

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