Koronardiagnostik und Therapie
Herzkatheter-Untersuchung und -Behandlung
Bei der Untersuchung und Behandlung der Herzkranzgefäße mit dem Herzkatheter legen wir größten Wert auf Behandlungsqualität. Dabei hat die Behandlungssicherheit höchste Priorität. Notfall- und elektive Patient*innen profitieren gleichermaßen von der Ausbildung, Erfahrung und Bandbreite unserer Teams und unserer umfassenden Behandlungsmöglichkeiten als einziges maximalversorgendes Herzzentrum in Südniedersachsen.
Patient*innen mit geplanten stationären Krankenhausaufenthalten zur Untersuchung und ggf. Behandlung der Herzkranzgefäße steht ein Team aus erfahrenen Spezialist*innen unter der Leitung von Prof. Dr. Tim Seidler zur Verfügung. Ein Schwerpunkt ist die Behandlung von Patient*innen mit besonders komplexen Ausprägungen der koronaren Herzerkrankung (KHK). Dies beinhaltet Stentimplantationen an Gefäßaufzweigungen (Bifurkationen) oder des Hauptstamms (dem gemeinsamen Ursprung der Vorder- und Seitwandkranzarterie) sowie Patient*innen, deren Behandlung wegen schwerer Verkalkungen, chronischer Verschlüsse der Herzkrankgefäße (CTO) oder Begleiterkrankungen eine spezielle technische Ausstattung oder ein besonderes Risikomanagement erfordert. Patient*innen mit diesen Erkrankungen werden uns vielfach aus regionalen und überregionalen Praxen und Kliniken zugewiesen. Selbstverständlich profitieren auch unkomplizierte Fälle in hohem Maße von unseren Strukturen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit - von Diagnostik bis Eingriff
Eine weitere Besonderheit in der Region ist unsere Verzahnung der Herzkatheter-Diagnostik mit der nicht-invasiven Diagnostik, wie der Stress Echokardiographie, der Computertomographie (Kardio-CT), und der kardialen Magnetresonanztomographie (MRT) innerhalb des Herzzentrums. Bereits im Vorfeld können Herzkatheter Eingriffe dadurch bestmöglich geplant werden. Besonders komplexe Fälle besprechen wir bei Bedarf im „Heart Team“, d.h. fachübergreifend unter Kardiolog*innen, Herzchirurg*innen, Anästhesist*innen und Radiolog*innen in einer gemeinsamen Konferenz. So können wir unseren Patient*innen die bestmögliche Behandlungsempfehlung unter Einbeziehung aller Fachdisziplinen geben. Erfahrene Expert*innen und hochspezialisierte Herzkatheter Technik, wie FFR und IFR Messung, Rotablation, koronare Lithotrypsie, IVUS und optische Kohärenztomographie ermöglichen die Behandlung auch kompliziertester Fälle im Herzkatheterlabor. Notfallpatient*innen bieten wir an 365 Tagen im Jahr eine 24h Herzkatheterbereitschaft. Den stationären Versorgungsrahmen passen wir an die Anforderungen im Einzelfall an. Sie reicht von einer Übernachtung auf der kardiologischen Normalversorgungsstation, über die Spezialversorgung auf unserer DGK-zertifizierten Coronary Care Unit (CCU), bis hin zur Intensivmedizin und Notfall-Herzchirurgie.
Unser Zentrum und die leitenden Ärzt*innen sind von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie gemäß den Anforderungen „Interventionelle Kardiologie“ zertifiziert.
Koronarangiographie - Untersuchung von Herzkranzgefäßen mit dem Herzkatheter
Die Koronarangiographie ist die aussagekräftigste Methode zur Untersuchung der Herzkranzgefäße. Sie bietet sich an, wenn nicht-invasive Untersuchungen oder eindeutige Beschwerden einen ausreichenden Verdacht auf das Vorliegen einer Herzkranzgefäßerkrankung ergeben. Dabei wird Röntgenkontrastmittel über den Herzkatheter an den Ursprung der Koronararterien injiziert und die Herzkranzgefäße so aus verschiedenen Perspektiven mit spezialisierten Röntgenanlagen gefilmt. Wir verfügen über zwei biplane Herzkathetermessplätze, die für die Koronaruntersuchung und Therapie unserer erwachsenen Patient*innen eingerichtet sind. Biplane Katheteranlagen ermöglichen im Gegensatz zu monoplanen Anlagen die Darstellung der Herzkranzgefäße aus zwei Perspektiven mit nur einer Kontrastmittelinjektion und reduzieren so den Kontrastmittelbedarf. Daneben verfügen wir im Herzzentrum über weitere Herzkatheterlabore für die Elektrophysiologie und Kinderkardiologie.
Die Untersuchung der Koronarien erfolgt bei uns wenn möglich und über die Arteria radialis, da sich hierdurch die Wahrscheinlichkeit von Blutungskomplikationen verringert. Der Zugang über die Radialarterie erhöht überdies den Patientenkomfort, weil nach der Untersuchung kein Druckverband in der Leiste und somit keine Bettruhe einzuhalten ist. Am Handgelenk wird dazu eine örtliche Betäubung durchgeführt. Das Einbringen einer kleinen Gefäßschleuse ist danach nur wenig schmerzhaft. Zusätzlich erfolgt in der Regel die Gabe eines leichten Beruhigungsmittels. Dies macht einerseits die Prozedur für den Patient*innen angenehmer und vermindert mögliche Angst vor der Untersuchung. Gleichzeitig wird hierdurch auch die Wahrscheinlichkeit eines schmerzhaften Gefäßspasmusder A. radialis reduziert.
Zur Bewertung von Koronarstenosen stehen uns neben der Betrachtung des Koronarangiogramms eine Reihe weiterer zusätzlicher Verfahren zur Verfügung. Dies sind die Messung der IFR und FFR – zwei verwandte Verfahren, mit denen über einen distal der Stenose eingebrachten miniaturisierten Drucksensor die hämodynamische Wirksamkeit einer Stenose genauer als durch bloße Betrachtung beurteilt werden kann. Die Messergebnisse können visualisiert und mit der Bilddarstellung des Röntgenfilms fusioniert werden. So lässt sich auch die Bedeutung mehrerer hintereinanderliegender Stenosen in einem Gefäß getrennt beurteilen. Daneben wenden wir in besonderen Fällen eine intrakoronare Bildgebung mit speziellen miniaturisierten Verfahren an. Dabei kommt ein intrakoronarer Ultraschallkatheter (IVUS) oder die intrakoronare optische Kohärenztomographie (OCT) in Frage. Je nach Fragestellung eignen sich die Verfahren unterschiedlich gut für die hochauflösende Darstellung der Herzkranzgefäße von innen und bieten Vorteile bei der Beurteilung pathologischer Veränderungen und der Planung von Interventionen. Aktuelle Studien belegen, dass durch Einbezug dieser verschiedenen Verfahren in die Koronarangiographie Koronareingriffe präziser geplant und vor allem unnötige Stentimplantationen sehr gut vermieden werden können.
Perkutane Koronarintervention (PCI) - Behandlung von Herzkranzgefäßen mit dem Herzkatheter
Wenn hämodynamisch relevante Stenosen eines Herzkranzgefäßes die Lebensqualität oder gar die Lebenserwartung reduzieren, kommt eine perkutane Koronarintervention zur Behandlung der Stenose in Betracht. Dazu werden im Herzkatheterlabor über einen Führungskatheter ein oder mehrere feine Koronardrähte als Führungsschiene in das betroffene Herzkranzgefäß geführt und nachfolgend Instrumente zur Behandlung der Stenose eingebacht. Dies sind z.B. Ballons zur Aufdehnung einer Engstelle. Bei besonderen Läsionen setzen wir auch Cutting Balloons, Lithotripsie Ballons oder einen Rotablator ein. Ist die Stenose beseitig, wird zur Stabilisierung meist ein Stent implantiert. Wir verwenden ausschließlich medikamentfreisetzende Stents der neuesten Generation, die nachweislich die Langzeitergebnisse verbessern. Alternativ kann in bestimmten Fällen auch ohne Stentimplantation ein medikamentfreisetzender Ballon eingesetzt werden. Komplexe Interventionen können wir durch zusätzliche technische Verfahren in unseren Herzkatheterlaboren unterstützen. Dazu gehört die „Stentboost“ Funktion, die dem Untersucher ermöglicht, die genaue Position eines Stents hervorzuheben. Außerdem wenden wir wenn nötig die intrakoronare Druckmessungen (IFR, FFR) und intrakoronare Bildgebung mittels IVUS und OCT an, um die Ergebnisse der PCI zu kontrollieren. Miniaturisierte Unterstützungspumpen (Impella), die Ballongegenpulsationspumpe (IABP) sowie die Herz-Lungen Maschine können bei Bedarf zur Erhöhung der Sicherheit bei elektiven Behandlungen oder zur Rettung von Notfallpatient*innen eingesetzt werden.
Sicherheit rund um unsere Herzkatheterlabore
Wir möchten, dass unsere Patient*innen bei uns nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch besonders sicher behandelt werden. Damit Sicherheit auf höchstem Niveau gewährleistet ist, haben wir eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Unsere Untersuchungen und Behandlungen, egal ob elektiv oder mitten in der Nacht im Notfall, führen wir in Teams aus zwei Ärzt*innen, davon mindestens eine Oberärzt*in, einer spezialisierten Krankenpflegekraft und einer spezialisierten Assistenzkraft durch. Bei Bedarf kann das Team kurzfristig und rund um die Uhr durch weitere Teams der Intensivstation, der Anästhesie oder der Herzchirurgie verstärkt werden.
Wenn möglich und sicher, untersuchen und behandeln wir Herzkranzgefäße über die A. radialis – also die Pulsschlagader am Handgelenk. Dadurch erhöht sich der Komfort, da keine Bettruhe im Anschluss der Untersuchung erforderlich ist. Dieser Zugangsweg hat außerdem den entscheidenden Vorteil, dass das Risiko einer Nachblutung im Vergleich zur Untersuchung über die Leistenarterie deutlich geringer ist. Wichtige Sicherheitsparameter, wie Blutdruck, die Sauerstoffsättigung und das EKG werden nach dem zwei Augen Prinzip durch den Untersuchenden und eine hierfür speziell trainierte Assistenzkraft im Kontrollraum permanent überwacht. Für schwere Notfälle steht in jedem Herzkatheterlabor selbstverständlich ein breites Notfall Equipment wie ein Defibrillator, Notfall Medikamente, ein Beatmungsgerät, ein Echokardiographiegerät und sogar eine Herz-Lungen Maschine zur Verfügung. Die Herz-Lungen Maschine kann die Funktion des Herzens und der Lunge kurzzeitig vollständig übernehmen. Außerdem können wir auch kleinere Unterstützungspumpen (Impella, IABP) zur Herzunterstützung einsetzen.
Unsere Herzkatheterlabore verfügen über zwei unabhängig voneinander bewegbare Röntgenquellen, man sagt sie arbeiten „biplan“. im Gegensatz zu einer monoplanen Anlage ermöglicht diese aufwändige Technik es, mit jeder Kontrastmittelinjektion ein Herzkranzgefäß gleichzeitig aus zwei statt aus einer Perspektive zu untersuchen. Das spart Kontrastmittel und reduziert so das Risiko für Nierenschäden. Dabei sind unsere Anlagen mit der besonders strahlungsarmen „Allura Clarity“ Technik ausgerüstet, die die Strahlendosis bei gleicher Bildqualität deutlich reduziert. Unsere Herzkatheterlabore sind mit einer Notstromversorgung ausgestattet, die es uns erlaubt selbst bei vollständigem Stromausfall die Herzkatheteranlagen mitsamt aller Überwachungsgeräte bis zum sicheren Abschluss der Untersuchung weiter zu betreiben. Einzigartig in Süd-Niedersachsen: eine Herzkatheteranlage ist als Hybrid-OP ausgebaut und erlaubt die Herzkatheteruntersuchung unter OP Bedingungen, also auch eine Umstellung auf eine offene Operation im gleichen Raum und erfüllt höchste hygienische Anforderungen.
Unser Sicherheitskonzept endet nicht mit Ihrer Behandlung im Herzkatheterlabor. Auch vor und nach der Behandlung werden die Kreislaufparameter zu Sicherheit unserer Patient*innen weitreichend überwacht. Dazu sind alle Stationen der Kardiologie mit kleinen tragbaren Telemetrie-EKG ausgestattet, die das EKG unserer Patient*innen rund um die Uhr übertragen und z.B. bei bösartigen Herzrhythmusstörungen automatisch alarmieren. Mit Einführung der digitalen Patientenakte sind auch automatische Warnungen vor Medikamenten Wechselwirkungen und Fehldosierungen integriert. Nicht zuletzt sind aber auch unsere Mitarbeiter*innen im ärztlichen und pflegerischen Dienst im Hinblick auf Sicherheitsbelange gut geschult und haben deshalb immer ein offenes Auge und Ohr für mögliche Probleme und Gefahren. Auch die Sicherheit der Daten und Privatheit unserer Patient*innen gehört bei uns zum Sicherheitskonzept. So verzichten wir auf Anfrage auf Namensbeschriftungen am Zimmer. Personen von besonderer Bekanntheit bieten wir auf Wunsch zusätzlich eine pseudonymisierte Führung ihrer Daten an.
secretariat
- telephone: +49 551 3963907
- fax: +49 551 3963906
- e-mail address: michaela.jakobeit(at)med.uni-goettingen.de
Kommissarischer Direktor
Leiter interventionelles Herzklappenprogramm - Kardiologie
Anmeldung: Tel. 0551-39-60700 | Fax. 0551-39-60701
E-Mail. kardiologie.casemanager(at)med.uni-goettingen.deLeiter Intensivmedizin
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
Zusatzbezeichnungen/-qualifikationen: Intensivmedizin, interventionelle Kardiologie, Herzinsuffizienz, aktive Herzrhythusimplantate
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