Herzrhythmusstörungen

Die normale Herzfrequenz eines gesunden Menschen liegt bei etwa 60 bis 90 Schlägen pro Minute. Eine schnelle Veränderung des Pulses in sehr hohe oder sehr niedrige Werte ohne Belastungsanzeichen kann auf eine Herzrhythmusstörung hinweisen. In Deutschland leiden etwa 1,8 Millionen Menschen an Vorhofflimmern, der häufigsten Form der Rhythmusstörungen.

Symptome und Ursachen

Eine Herzrhythmusstörung (Arrhythmie) liegt vor, wenn das Herz zu schnell (Tachykardie), zu langsam (Bradykardie) oder in einem unregelmäßigen Takt (Extrasystolen) schlägt. Aber auch bei einer normalen Herzfrequenz kann eine Herzrhythmusstörung vorliegen, wenn der elektrische Erregungsablauf im Herzen gestört ist. Ursachen für eine Herzrhythmusstörung können eine Fehlfunktion der elektrischen Impulsgeber und/oder der elektrischen Leitungsbahnen des Herzens sein, wodurch das Herz unregelmäßig schlägt und die Herzaktion ineffektiv wird.

Der Taktgeber des Herzens ist der sogenannte Sinusknoten, ein kleiner elektrisch aktiver Bereich im Herzmuskelgewebe des rechten Herzvorhofs. Von diesem Bereich breiten sich regelmäßig elektrische Impulse über die Vorhofmuskulatur zum AV-Knoten aus, der die Erregung über spezifische Reizleitungsbahnen in die Kammermuskulatur des Herzens sendet. Bei einigen Patienten werden die Impulswellen jedoch nicht richtig weitergeleitet oder es treten zusätzliche krankhafte Erregungsherde auf, die zu Arrhythmien führen.

Im Erwachsenenalter sind Herzrhythmusstörungen zumeist eine Folge anderer Herzerkrankungen wie z. B. der koronaren Herzkrankheit, von Herzklappenfehlern oder von Herzmuskelentzündungen.

Treten Beschwerden bereits im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter auf, gibt es in der Regel eine angeborene Ursache. Den meisten Herzrhythmusstörungen im Kindes- und Jugendalter liegen zusätzliche elektrische Leitungsbahnen zwischen Vor- und Hauptkammern des Herzens zugrunde, oder es kommt zu einem Kurzschluss der Erregung im Bereich der normalen Überleitung von den Vor- auf die Hauptkammern. Seltener können angeborene Herzfehler verantwortlich sein sowie vererbbare Fehlfunktionen der Ionenkanäle im Herzen.

Formen

Herzrhythmusstörungen treten in verschiedenen Formen auf. Unterschieden werden Erregungsleitungsstörungen von Reizbildungsstörungen, Tachykardien, Bradykardien und Extrasystolen sowie die Orte der Entstehung (Herzvorhof oder -kammer).
Einige bekanntere Formen der Herzrhythmusstörungen sind:

Extrasystolen: Im Laufe des Lebens treten sporadische Extrasystolen bei fast jedem Menschen auf. Sie gehen entweder vom Vorhof (supraventrikulär) oder von der Kammer (ventrikulär) aus und sind nicht zwangsläufig krankhaft. Wenn sich die unregelmäßigen Schläge aber mehren und der Patient Beschwerden bekommt, muss abgeklärt werden, ob sich hinter den Extrasystolen eine strukturelle Herzerkrankung verbirgt.

Vorhofflimmern: Beim Vorhofflimmern führt eine schnelle, unrhythmische Erregung im Herzvorhof dazu, dass sich dieser nicht mehr gleichmäßig zusammenzieht. Die ungleiche Kontraktion wiederum beeinträchtigt den Bluttransport in die Herzkammer, sodass die Pumpleistung des Herzens abnimmt. Stockt der Blutstrom zu stark, können sich Gerinnsel bilden, die unter Umständen einen Schlaganfall auslösen.

Tachykardie: Ist die Vorhof- und/oder Kammerfrequenz auf über 100 Schläge pro Minute erhöht, wird von einer Tachykardie gesprochen. Hierbei wird zusätzlich zwischen der Supraventrikulären Tachykardie (ausgehend von Impulsen im Herzvorhof) und der Ventrikulären Tachykardie (ausgehend von zusätzlichen Impulsen in der Herzkammer) differenziert. Die Ventrikuläre Tachykardie kann zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern übergehen.

Kammerflimmern: Beim Kammerflimmern kontrahiert die Herzkammer unkontrolliert über 320 Mal pro Minute. Die schnellen, unkoordinierten elektrischen Impulse führen zu einer rapiden Abnahme der Pumpleistung, sodass ein funktioneller Herzstillstand vorliegt. Ohne Defibrillation endet das Kammerflimmern tödlich.

Bradykardie: Die Bradykardie zeichnet sich durch eine temporär oder permanent unter der Altersnorm liegende Herzfrequenz mit weniger als 60 Schlägen pro Minute aus.

AV-Block: Ist die Erregungsweiterleitung zwischen Herzvorhof und -kammer verzögert (Grad I) oder teilweise bis ganz blockiert (Grad II und III), weist das auf einen AV-Block hin. Die Blockierung kann unbehandelt zu einem verlangsamten Herzschlag (Bradykardie) und schließlich zu einem Herzstillstand führen.

Diagnostische Angebote

Besonders ältere Patienten sollten zu Hause oder im Rahmen eines Arztbesuches regelmäßig ihren Puls sowie ihren Blutdruck kontrollieren. Weisen die Anamnese und eine erste körperliche Voruntersuchung auf krankhafte Unregelmäßigkeiten hin, wird der behandelnde Arzt weitere diagnostische Maßnahmen veranlassen. Durch die Aufzeichnung der Herzaktionen mithilfe des EKG und Langzeit-EKG kann der Arzt feststellen, ob das Herz aus seinem normalen Rhythmus geraten ist und gegebenenfalls die Art der Rhythmusstörung klassifizieren. Um Rhythmusstörungen während körperlicher Anstrengung aufzuzeichnen, eignet sich ein Belastungs-EKG (Ergometrie).

Bei spezifischen Fragestellungen stehen weitere diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung: Durch eine Echokardiografie (Herzultraschall) lassen sich Herzklappenfehler und Pumpfunktionsstörungen des Herzens darstellen, die Magnetresonanztomografie kann funktionelle Ursachen von Tachykardien nachweisen und mit einer Herzkatheteruntersuchung lässt sich der Herzstrom messen. Auch Blutuntersuchungen, beispielsweise auf Schilddrüsenhormone, können wichtige Informationen zur Diagnostik beisteuern.

Therapeutische Angebote

Nicht jede Herzrhythmusstörung muss zwingend medizinisch behandelt werden. Ob eines der unten genannten Verfahren notwendig ist, entscheidet der behandelnde Kardiologe individuell anhand der diagnostischen Ergebnisse und des Befindens des Patienten. Entscheidend ist in der Behandlung oftmals die ursprüngliche Erkrankung, welche die Rhythmusstörung verursacht hat.

Ist die Taktstörung auf einen zu langsamen oder ganz aussetzenden Puls zurückzuführen, ist die Implantation eines permanenten Herzschrittmachers nötig. Als künstlicher Taktgeber regt das kleine, batteriebetriebene Gerät das Herz mit einem elektrischen Impuls zum gleichmäßigen Schlagen an. Eine medikamentöse Therapie wird hierbei nur bis zum Eingriff eingesetzt.

Einige leichte Tachykardien können gut mithilfe von Medikamenten behandelt werden. Um das Schlaganfallrisiko gering zu halten, werden in vielen Fällen Gerinnungshemmer verschrieben. Bei einer begleitenden Herzkrankheit ist jedoch erhöhte Vorsicht bezüglich medikamentöser Nebenwirkungen geboten. Eine Einstellung sollte nur unter klinischer Aufsicht erfolgen und dabei eventuell angepasst werden.

Patienten mit einer stark eingeschränkten Pumpleistung und asynchronen Kontraktionen der Herzkammern kommt die Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) zugute. Durch elektrische Stimulationen synchronisiert das CRT-Gerät die Kontraktionen der Herzkammern und stärkt das Pumpverhalten. Falls lebensbedrohliche Formen von Kammerflimmern oder -flattern auftreten, kann ein Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD) eingesetzt werden. Der ICD überwacht den Herzrhythmus und löst im Notfall einen Stromstoß aus, wodurch sich die Herzmuskelaktivität wieder normalisiert.

Eine Behandlung mithilfe eines Herzkatheters ist in vielen Fällen die vielversprechendste Methode, um tachykarde Rhythmusstörungen effektiv zu beseitigen. Hierzu eignen sich Ablationsverfahren, bei denen die betroffene Stelle im Herz anhand von Hitze (Hochfrequenzstrom) oder Kälte (Kryoablation) verödet wird. Ablationen bieten sich bei Supraventrikulären Tachykardien (z. B. AV-Knoten-Reentrytachykardie), angeborenen akzessorischen Leitungsbahnen (Wolff-Parkinson-White-Syndrom), Vorhofflimmern (Pulmonalvenenisolation) und Kammertachykardien an.

Auch wenn keine Symptome oder Einschränkungen wahrgenommen werden, sollten sich Patienten mit Herzrhythmusstörungen regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterziehen, die im Abstand von etwa drei Monaten stattfinden.

Kontakte

Ambulanz für Spezielle Rhythmologie

Mo–Fr. nach Absprache
Terminvereinbarung bei Frau Schütte, Tel.: 0551 39-65253

Privatsprechstunde Rhythmologie

Mo. nach Absprache
Terminvereinbarung bei Frau Schütte, Tel.: 0551 39-65253

ICD-/Schrittmacher-Sprechstunde

Mo.–Mi. 8:00–16:00 Uhr / Do.–Fr. 8:00–13:00 Uhr
Ebene 3, Aufzug B2 / Flur 8, Raum 545
Anmeldung bei Frau Busse,  Tel.: 0551 39 8890

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