16. Pohost Runner-up Award geht an Göttinger Herzforscher
Dr. Torben Lange, Assistenzarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und Prof. Dr. Dr. Andreas Schuster, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der UMG, haben den 16. Gerald M. Pohost Runner-up Award der Society of Cardiovascular Magnetic Resonance (SCMR) erhalten. Die beiden Göttinger Forscher erhielten die Auszeichnung für Ihre Publikation „Functional and structural reverse myocardial remodeling following transcatheter aortic valve replacement: a prospective cardiovascular magnetic resonance study“. Der Preis wird für die beste Publikation des Jahres im Journal Journal of Cardiovascular Magnetic Resonance verliehen. Die Auswahl der Finalist*innen und die Verleihung fanden beim Jahreskongress der SCMR Anfang des Jahres in San Diego, USA statt.
Originalpublikation: Lange T, Backhaus SJ, Beuthner BE, Topci R, Rigorth KR, Kowallick JT, Evertz R, Schnelle M, Ravassa S, Díez J, Toischer K, Seidler T, Puls M, Hasenfuß G, Schuster A. Functional and structural reverse myocardial remodeling following transcatheter aortic valve replacement: a prospective cardiovascular magnetic resonance study. J Cardiovasc Magn Reson. 2022 Jul 28;24(1):45. doi: 10.1186/s12968-022-00874-0. PMID: 35897100; PMCID: PMC9331125.
Die Aortenklappe befindet sich zwischen der linken Herzhauptkammer und der Hauptschlagader (Aorta). Eine Verengung (Stenose) dieser Klappe führt dazu, dass das Blut nicht mehr ausreichend in den Körper gepumpt werden kann. Bei einer hochgradigen Verengung der Aortenklappe kann es aufgrund der Druckbelastung des Herzens, die durch den Rückstau des Blutes entsteht, zur Schädigung (myokardiale Fibrosierung) von Herzmuskelgewebe kommen. Dies kann zu einer Einschränkungen der Herzfunktion führen.
Der chirurgische Aortenklappenersatz war über 40 Jahre der Goldstandard für eine hochgradige symptomatische Aortenklappenstenose. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der kathetergestützte Aortenklappenersatz (TAVI) über die Leistenarterie als Alternative auch bei bei Patient*innen mit niedrigem Risiko etabliert. Bei diesem minimalinvasiven Verfahren wird die verkalkte Aortenklappe zur Seite gedrückt und eine neue Herzklappe mittels Katheter in Position gebracht.
In der nun mit dem Award ausgezeichneten Arbeit der beiden Göttinger Forscher erhielten Patient*innen mit schwerer Aortenklappenstenose, die im Herzzentrum der UMG mittels TAVI behandelt wurden, sowohl vor als auch ein Jahr nach der Prozedur eine kardiale Magnetresonanztomografie (MRT)-Untersuchung. Dabei konnte mithilfe der MRT-Bildgebung ein Rückgang der myokardialen Fibrosierung mit gleichzeitiger Verbesserung der Herzfunktion nach der TAVI gezeigt werden. Zudem korrelierten die MRT-Parameter dabei mit wichtigen klinischen Funktionstests und Laborwerten, die Rückschlüsse über das Ausmaß geschädigter Herzstruktur und -funktion geben.
„Die kardiale MRT-Bildgebung stellt somit eine wichtige nichtinvasive Möglichkeit dar, den Behandlungserfolg nach einer TAVI zu überwachen und erlaubt darüber hinaus eine Beurteilung der Gewebebeschaffenheit des Herzmuskels, welche mit alternativen Verfahren wie der Echokardiographie nicht erreicht werden kann“, sagt Dr. Lange.
„Um eine optimale Behandlung für die Patient*innen zu ermöglichen, kommt es darauf an, die Stärken der verschiedenen bildgebenden Verfahren zu kombinieren: So erlaubt die in der MRT gemessene Herzmuskelverdickung, gemeinsam mit der in der CT gemessenen Kalklast und Verteilung im Herzen und in Kombination mit der echokardiographischen Untersuchung der Klappenfunktion, eine vollumfängliche und auf die Patient*innen zugeschnittene Beurteilung von Herzklappenerkrankungen“, sagt Prof. Dr. Dr. Schuster. „In einem nächsten Schritt wollen wir diese Methoden im Rahmen randomisierter Studien gezielt einsetzen, um die Behandlung im Herzkatheterlabor und mittels Medikamente besser zu steuern - mit dem Ziel, das Überleben und die Lebensqualität unserer Patient*innen mit Herzklappenerkrankungen zu verbessern“, so Prof. Schuster weiter.
„Ich freue mich sehr über den Erfolg von Herrn Dr. Lange und Herrn Prof. Schuster, die eine wichtige Forschungsarbeit hier in Göttingen leisten. Durch die Ergebnisse dieser Arbeit verstehen wir die Umbauvorgänge im Herzen nach Herzklappenersatz und können neue medikamentöse Therapieverfahren in Ergänzung zum Herzklappenersatz entwickeln“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der Universitätsmedizin Göttingen.
Society of Cardiovascular Magnetic Resonance
Die Society for Cardiovascular Magnetic Resonance (SCMR) ist eine Fachgesellschaft für Ärzt*innen, Wissenschaftler*innn und Technolog*innen, die auf dem Gebiet der kardiovaskulären Magnetresonanz (CMR) tätig sind. Das Ziel der SCMR ist die Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit durch die Weiterentwicklung des Bereichs der kardiovaskulären MR-Bildgebung.