Auszeichnung als Vorhofflimmer-Zentrum
(umg) Bei einer Herzrhythmusstörung schlägt das Herz aus dem Takt. Häufig zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig. Die normale Herzfrequenz eines gesunden Menschen liegt bei etwa 60 bis 90 Schlägen pro Minute. Eine schnelle Veränderung des Pulses in sehr hohe oder sehr niedrige Werte ohne Belastungsanzeichen kann auf eine Herzrhythmusstörung hinweisen. In Deutschland leiden etwa 1,8 Millionen Menschen an Vorhofflimmern, der häufigsten Form der Rhythmusstörungen. Mithilfe von modernen kathetergestützten Ablationsverfahren kann das Herz wieder in den richtigen Takt gebracht werden. Im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist dafür das Team der Rhythmologie und Elektrophysiologie der Klinik für Kardiologie und Pneumologie zuständig. Jetzt ist der Schwerpunkt als Vorhofflimmer-Zentrum von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifiziert worden. Damit verfügt die Klinik für Kardiologie und Pneumologie im Herzzentrum der UMG über eines von bundesweit aktuell 30 zertifizierten Vorhofflimmer-Zentren, die diese Auszeichnung führen. Das Zertifikat gilt drei Jahre.
„Ausgezeichnet werden Behandlungszentren, die sehr viel Erfahrung mit der komplexen Ablationsbehandlung von Vorhofflimmern nachweisen können. Dazu müssen hohe Standards der Struktur- und Behandlungsprozesse nachgewiesen werden“, sagt Prof. Dr. Markus Zabel, Leiter des Schwerpunkts Klinische Elektrophysiologie der Klinik für Kardiologie und Pneumologie. Bei einer Ablation werden krankhafte Erregungsherde oder Leitungsbahnen am Herzen mithilfe eines Katheters „verödet“. Das bedeutet: Muskelerregungen, die den Herzrhythmus stören, werden unterbunden, damit das Herz wieder normal schlägt.
„Bei uns kommen moderne hochauflösende 3D-Mappingverfahren zur Therapie hochkomplexer Rhythmusstörungen mittels Radiofrequenzenergie zum Einsatz. Außerdem wird das Vorhofflimmern mittels eines Kälteballons behandelt“, sagt Dr. Leonard Bergau, stellvertretender Leiter des Schwerpunkts Klinische Elektrophysiologie. Im Laufe des Jahres 2022 wird uns zudem mit der „Pulsed-Field Ablation“ ein innovatives Verfahren zur Verfügung stehen. Damit ist eine besonders schonende und sichere Ablation bei Vorhofflimmern möglich.
Die Katheterablation von Vorhofflimmern gilt als die Behandlungsmethode der Wahl für symptomatische Patient*innen, bei denen dauerhaft der Erhalt des regelmäßigen Herzschlags (Sinusrhythmus) angestrebt wird. Die rasche Entwicklung der Methode in den letzten Jahren nach der Erstbeschreibung der Bedeutung der Lungenvenen bei der Auslösung von Vorhofflimmern ist die Folge randomisierter Studien. Darin zeigte sich, dass sich mit Katheterablation im Vergleich zur medikamentösen Therapie bessere Ergebnisse erzielen lassen.
„Die Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten und unterschiedlichen Techniken ermöglichen uns eine auf den Patienten individuell zugeschnittene Therapie. Ich gratuliere allen Beteiligten herzlich zur Zertifizierung“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der UMG.
HINTERGRUND
Als wissenschaftliche Fachgesellschaft vertritt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) den Standpunkt, dass die Standards zur Durchführung einer Katheterablation bei Patient*innen mit Vorhofflimmern stetig kritisch betrachtet und angepasst werden müssen, um dauerhaft eine gute Behandlungsqualität mit hoher Erfolgs- und geringer Komplikationsrate zu gewährleisten. Das ist insbesondere auch deshalb notwendig, weil die Anzahl von Zentren und Kardiologen, die diese Intervention durchführen, rasant ansteigt. Das Zertifizierungsverfahren basiert auf dem Positionspapier „Qualitätskriterien zur Durchführung der Katheterablation von Vorhofflimmern“.
WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Kardiologie und Pneumologie
Prof. Dr. med. Markus Zabel, Leiter des Schwerpunkts Klinische Elektrophysiologie
Telefon 0551 / 39-65253
E-Mail: herzzentrum(at)med.uni-goettingen.de