Erstmals in Deutschland: Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen setzt neues Verfahren bei Herzrhythmusstörungen ein

In der Elektrophysiologie im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen wurde erstmals in Deutschland ein neues Mapping-Verfahren mit dem Optrell-Katheter eingesetzt. Eine präzisere Darstellung des Herzens optimiert die Behandlung von Patient*innen mit komplexen Herzrhythmusstörungen.

Dr. Leonard Bergau (links), stellvertretender Leiter des Schwerpunkts Elektrophysiologie und Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der UMG, und Nibras Soubh, Assistenzarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der UMG, während des Kartierens des Herzens mit dem neuen Optrell-Katheter.

Laut der Deutschen Herzstiftung werden etwa 400.000 Menschen wegen Herzrhythmusstörungen in eine Klinik eingeliefert. Herzrhythmusstörungen entstehen, wenn die elektrischen Signale, die den Herzschlag steuern, unregelmäßig, zu schnell oder zu langsam sind. Das kann durch Fehlfunktionen des natürlichen Impulsgebers, Blockaden in der Signalweiterleitung oder zusätzliche Leitungswege im Herzen verursacht werden. Bei vielen Patient*innen lässt sich die Herzrhythmusstörung gut behandeln, da sie nur durch einen einfachen Mechanismus verursacht werden und gezielt behandelt werden können. Bei einigen Betroffenen sind die Störungen aber komplexer, weil mehrere Probleme gleichzeitig vorliegen oder die elektrischen Signale an verschiedenen Stellen des Herzens gestört sind. Bei diesen Herzrhythmusstörungen ist es besonders schwierig, die genauen Ursprungsorte zu finden und zu behandeln. Darunter fallen einige Formen des Vorhofflimmers und ventrikuläre Tachykardien, bei denen drei oder mehr aufeinander folgende zusätzliche Herzschläge mit einer Frequenz von mehr als hundert Schlägen pro Minute auftreten,

Um auch Patient*innen mit komplexen Herzrhythmusstörungen schneller und effizienter behandeln zu können, wurde Ende August der neuartige Optrell Mapping-Katheter in Europa zugelassen – und Anfang September im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) von einem Team um Dr. Leonard Bergau, stellvertretender Leiter des Schwerpunkts Elektrophysiologie und Oberarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der UMG, erstmals in Deutschland eingesetzt. Beim sogenannten „Mapping“ wird ein spezielles Instrument – der Mapping-Katheter – über die Leiste der Patient*innen bis zum Herzen geschoben, um die elektrische Aktivität und Struktur des Herzens zu messen und darzustellen. „Mithilfe der dadurch entstehenden „Landkarte“ des Herzens ist es uns möglich, die Bereiche zu identifizieren, die Probleme erzeugen und die Elektrodenkatheter zum Veröden im schlagenden Herzen besser zu positionieren“, sagt Dr. Bergau. „Der Optrell-Katheter nutzt eine innovative Technologie, um das elektrische System des Herzens in hoher Auflösung zu kartieren. Es ist damit deutlich genauer als bisher verwendete Methoden.“

Beim neuartigen Katheter werden hochsensible Elektroden verwendet, die während der Untersuchung direkt an der Innenwand des Herzens anliegen und die elektrischen Aktivitäten in Echtzeit erfassen. Zudem wird eine Technologie zur Verbesserung der Signalqualität genutzt, indem Rauschen und Interferenzen reduziert werden, um eine detailliertere Darstellung der elektrischen Leitungsbahnen im Herzgewebe zu gewährleisten.

„Das bedeutet für viele unserer Patientinnen und Patienten mit komplexen Herzrhythmusstörungen eine bessere Chance auf eine erfolgreiche Behandlung, weniger Eingriffe und letztlich eine höhere Lebensqualität“, sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Herzzentrums der UMG. „Wir freuen uns, dass unser Herzzentrum das erste in Deutschland ist, das dieses Verfahren anbieten kann.“

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