Ein Herz für Kinder: 17-Jähriger Syrer in der Kinderherzklinik behandelt
Wenn das Herz aus dem Takt gerät und zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig schlägt, wird von einer Herzrhythmusstörung gesprochen. An dieser Herzstörung können sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendliche erkranken. Bei einem bis vier von 1000 ansonsten herzgesunden Kindern lassen sich schnelle Herzrhythmusstörungen nachweisen, die zu anfallsartigem Herzrasen führen. Ein junger Betroffener ist auch Ahmed Abbas aus Damaskus in Syrien. Seit 2013 litt der 17-Jährige an anfallsartigem Herzrasen, das bei ihm Schwindel und Unwohlsein auslöste. In seiner Heimat wurden Ahmed Medikamente verschrieben, eine Untersuchung der genauen Ursache des Herzrasens war aber nicht möglich.
Herzrhythmusstörungen werden durch eine Fehlfunktion der elektrischen Impulsgeber und/oder der elektrischen Leitungsbahnen des Herzen verursacht. Der normale Taktgeber des Herzens ist der sogenannte Sinusknoten, ein kleiner elektrisch aktiver Bereich im Herzmuskelgewebe des rechten Herzvorhofs. Von diesem Bereich breiten sich regelmäßig elektrische Impulse über die Vorhofmuskulatur zum AV-Knoten aus, der die Erregung über spezifische Reizleitungsbahnen in die Kammermuskulatur des Herzens sendet. Bei einigen Patient*innen werden die Impulswellen jedoch nicht richtig weitergeleitet oder es treten zusätzliche Reizleitungsbahnen zwischen Vorhofmuskulatur und Kammermuskulatur vor. Über solche zusätzlichen Reizleitungsbahnen kann es dann zum anfallsartigen Auftreten von Herzrasen kommen – so auch bei Ahmed.
Um ihm eine angemessene Behandlung zu ermöglichen, recherchierte seine in Deutschland lebende Schwester, Dua Abbas, nach Hilfsangeboten und stieß auf die Initiative „Ein Herz für Kinder – Bild hilft e.V.“. Sie bewarb sich mit Ahmeds Krankengeschichte um eine Übernahme der Behandlungskosten in Deutschland und erhielt die Zusage: Die Hilfsorganisation finanziert die gesamte Behandlung in der Kinderherzklinik der Universitätsmedizin Göttingen. Nach einigen bürokratischen Hürden aufgrund der Corona-Pandemie konnte Ahmed am 21. Dezember 2020 nach Deutschland einreisen und wenige Tage später in der Kinderherzklinik der UMG aufgenommen werden. Seine anfallsartigen Beschwerden wurden im Herzkatheterlabor durch PD Dr. Ulrich Krause, Oberarzt in der Kinderherzklinik der UMG, untersucht und behandelt. „Bei Ahmed wurde eine sogenannte Kryo-Ablation, einer Vereisung der zusätzlichen Reizleitungsbahn im Herzen, durchgeführt. Der minimalinvasive Eingriff lief komplikationslos und mit optimalem Ergebnis“, sagt Dr. Krause. Ahmeds Herzrhythmusstörungen sind geheilt, die Medikamenteneinnahme zukünftig nicht mehr nötig. Ahmed wird den Erfolg seiner Behandlung weiterhin kontrollieren müssen und nach Möglichkeit einmal im Jahr Kontrolluntersuchungen in seiner Heimat durchführen lassen. „Die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv ist aber sehr gering“, sagt Dr. Krause weiter.
„Ich habe mich hier in der Klinik sehr gut aufgehoben gefühlt. Alle waren sehr freundlich“, übersetzt Dua Abbas für ihren Bruder. „Jetzt geht es mir sehr gut“.