| Presseinformation Nr. 161 / 2022

Herzschwäche und Stress: Unterstützung per Telefon

Europäische Studie zur Behandlung von multimorbiden Patient*innen an der Universitätsmedizin Göttingen: Weitere Patient*innen gesucht. Teilnehmen können ältere Menschen mit Herzschwäche, die zusätzlich an mehreren Erkrankungen und unter psychischer Belastung leiden.

Cornelia Regner ist Behandlungsassistentin der klinischen Studie im europäischen ESCAPE-Projekt in Göttingen und führt die Gespräche mit den Studienteilnehmer*innen am Telefon. Foto: privat

(umg) Erhöhter emotionaler Stress kann zu Herzbeschwerden, Unzufriedenheit und einer eingeschränkten Lebensqualität führen. Lässt sich in solchen Fällen durch eine bessere Verständigung zwischen Patient*innen, Angehörigen und Ärzt*innen die Gesundheit fördern und das Wohlbefinden der Patient*innen steigern? Dies wird in einer klinischen Studie im europäischen ESCAPE-Projekt untersucht. ESCAPE steht dabei für „Evaluation of patient-centred biopsychosocial blended collaborative care pathway for the treatment of multi-morbid elderly patients”. Die Studie läuft seit einem halben Jahr an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Die ersten Patient*innen konnten erfolgreich in die Studie aufgenommen werden. Nun suchen die Forschenden weitere Patient*innen.

„Wir möchten prüfen, ob eine langfristige, patientenzentrierte und teambasierte Unterstützung der Behandlung, die Lebensqualität der Patient*innen im Vergleich zur Standardbehandlung verbessert und sich positiv auf Risikofaktoren und psychische Belastung auswirkt“, sagt der Leiter der klinischen Studie im ESCAPE-Projekt Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen. Er ist Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Mitglied im Vorstand des Herzzentrums der UMG. Für die Telefonstudie werden Patient*innen mit Herzschwäche gesucht, die mindestens 65 Jahre alt sind und an einer erhöhten emotionalen Belastung sowie mindestens zwei weiteren Erkrankungen leiden.

„Nach dem Zufallsprinzip erhalten Patient*innen entweder weiterhin ihre Routinebehandlung oder zusätzlich eine neunmonatige telefonische Unterstützung beim Leben mit ihren Erkrankungen. Um einen Nutzen der zusätzlichen Unterstützung bewerten zu können, geben die Patient*innen zu drei festgelegten Zeitpunkten in Form von Fragebögen am Telefon Auskunft über ihren Gesundheitszustand, psychosoziale Faktoren und ihre Lebensqualität. Es ist nicht notwendig, dass die Patient*innen dafür in die Klinik kommen, die Befragung erfolgt ausschließlich am Telefon“, sagt Herrmann-Lingen. Ein zentraler Baustein der Studie ist die freiwillige Mitwirkung von pflegenden Angehörigen, die durch die Erkrankungen der Patient*innen oft ebenfalls belastet sind.

Interessierte können sich für weitere Informationen unter dieser Nummer melden: Telefon 0551/39-64936 oder -64874, E-Mail: escape@umg.eu

Allein in Deutschland sind etwa 62 Prozent der Senior*innen wegen drei oder mehr chronischer Erkrankungen in Behandlung. Die Patient*innen sind damit „multimorbide“. Die Therapie der Multimorbidität bei älteren Patient*innen ist besonders herausfordernd, insbesondere wenn sowohl psychische als auch körperliche Erkrankungen vorliegen. Daher bedarf die Betreuung dieser Patient*innen der Zusammenarbeit verschiedener Expertenteams aus dem Gesundheitssystem. In vielen Fällen gibt es aber technische Hürden und Einschränkungen innerhalb des Informations- und Datenaustausches. Dies kann zu einer aufgesplitterten Gesundheitsversorgung und einem potenziell nachteiligen Ergebnis führen.

Hier setzt das europäische ESCAPE-Projekt an. In dem Projekt haben sich internationale Expert*innen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Italien, Litauen, Schweden und Ungarn zusammengeschlossen. Gemeinsam möchten sie einen integrierten und patientenzentrierten Ansatz für die Behandlung multimorbider älterer Patient*innen schaffen, um die Lebensqualität der Patient*innen und ihrer Angehörigen zu verbessern.

Das ESCAPE Projekt wird mit 6,1 Millionen Euro durch das Programm „Horizon 2020“ der Europäischen Union (EU) gefördert. Das Projekt wird von Prof. Dr. Susanne Pedersen von der Universität Odense (Dänemark) koordiniert. Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Mitglied im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), leitet die europaweite klinische Studie des ESCAPE-Projekts. Die randomisiert-kontrollierte klinische Studie stellt das Herzstück des ESCAPE-Projekts dar und vergleicht an elf Standorten in sechs Ländern die Ergebnisse der in ESCAPE entwickelten kooperativen Versorgung mit der aktuellen Patient*innenversorgung.

„Horizont 2020“ ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Als Förderprogramm zielt es darauf ab, EU-weit eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen sowie gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Um gezielt in die Gesellschaft wirken zu können, setzt das Programm Schwerpunkte und enthält einen umfassenden Maßnahmenkatalog. 

 

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen
Telefon 0551 / 39-64901
E-Mail: cherrma(at)gwdg.de
https://www.psychosomatik.uni-goettingen.de/
https://escape-project.org/project-overview/

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