Jacob-Henle-Nachwuchspreis 2023 der UMG für Dr. Sadlonova
(umg) Die Medizinische Fakultät an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) zeichnet Dr. Monika Sadlonova, Oberärztin in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie in der Klinik für Geriatrie der UMG, mit dem Jacob-Henle-Nachwuchspreis aus. Dr. Sadlonova erhält den Preis für ihre herausragenden klinisch-wissenschaftlichen Erfolge zu verschiedenen Aspekten der Herzchirurgie mit besonderem Fokus auf die Erforschung des Zusammenhangs von Herz und Psyche, der Psychokardiologie. Für dieses Forschungsprofil, ihre Lehrtätigkeit und insbesondere als Anerkennung für ihre wissenschaftlichen Publikationen, erhält sie den mit 10.000 Euro dotierten Preis, der aus dem Forschungsförderungsprogramm zur Verfügung gestellt wird.
Mit dem Jacob-Henle-Nachwuchspreis würdigt die Medizinische Fakultät an der UMG in Erinnerung an den Göttinger Anatomen Jacob Henle hervorragende Nachwuchswissenschaftler*innen, die an der UMG forschen und ihre Forschungsergebnisse erfolgreich in Fach-Journalen veröffentlicht haben. Die Forschungskommission der Medizinischen Fakultät wählt dabei aus einer Reihe von Bewerbungen aus, die von klinisch-wissenschaftliche*n Nachwuchswissenschaftler*innen der UMG eingereicht wurden. Die Bewerbungen beinhalten die Forschungs- und Lehrtätigkeiten, wichtige Publikationen und einen Ausblick auf zukünftige Forschungsaktivitäten der Antragssteller*innen.
Die Verleihung des Jacob-Henle-Nachwuchspreises 2023 fand am Montag, dem 11. Dezember 2023, in kleinem Kreis während der Fakultätsratssitzung der Medizinischen Fakultät im Universitätsklinikum statt. Prof. Dr. Jürgen Wienands, Forschungsdekan der UMG, überreichte die Urkunde an die Preisträgerin Dr. Monika Sadlonova. „Es ist ein strenges Auswahlverfahren und wir hatten in diesem Jahr wieder sehr gute Bewerbungen. Das außergewöhnliche Forschungsprofil von Dr. Sadlonova, das sich auch in ihrer zukünftigen Projektplanung fortsetzt, konnte die Forschungskommission letztendlich überzeugen. Sie hat ihre Projekte mit hohem Engagement, großer Zielstrebigkeit und interdisziplinärer Sichtbarkeit auf außergewöhnlich hohem Niveau etabliert“, sagte Prof. Wienands bei seiner Würdigung der Preisträgerin.
Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands der UMG, Vorstand Forschung und Lehre der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, fügte hinzu: „Wir freuen uns, Dr. Sadlonova mit ihrer besonderen Expertise in diesem Jahr zu fördern. Mit Ihrer Arbeit leistet Sie nicht nur einen wertvollen Beitrag für die Forschung, sondern trägt maßgeblich zur Verbesserung unserer Behandlungsmöglichkeiten an der UMG bei.“
Stellvertretend für die Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie beglückwünschte Klinikdirektor Prof. Dr. Ingo Kutschka die Preisträgerin: „Frau Dr. Sadlonova zeigt in unserer Klinik außergewöhnliches Engagement in der perioperativen Betreuung schwerst herzkranker Patientinnen und Patienten. Innovative und interdisziplinäre Ansätze zur Prävention und Therapie von Delir und postoperativen kognitiven Einschränkungen begleitet sie in nationalen und internationalen Kooperationen auf höchstem wissenschaftlichen Niveau.“ Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, ergänzt: „Das Feld der Psychokardiologie ist noch ein recht junges Forschungsfeld. Frau Dr. Sadlonova hat dazu beigetragen, ihre Erkenntnisse auch den Patientinnen und Patienten der Herzchirurgie nutzbar zu machen. Als Psychosomatikerin demonstriert sie, wie Ganzheitlichkeit in der Herzmedizin heute gelebt werden kann. Damit ist sie eine Bereicherung für die UMG insgesamt und hat den Preis mehr als verdient.“
Forschung im Detail
Im Rahmen ihrer Forschungsaktivitäten hat Dr. Sadlonova bereits mehrere Studien koordiniert wie unter anderem die „Intervention for CABG to Optimize Patient Experience“ (I-COPE)-Studie, die an der UMG durchgeführt wurde. An der Studie nahmen Patient*innen teil, die sich kurz vor Bypassoperationen befanden. Die Studie ergab, dass begleitende psychologische Gespräche sowie optimierende Maßnahmen wie zum Beispiel eine Lichttherapie, eine Virtual-Reality-Brille zur Ansicht von Landschaften und lärmreduzierende Kopfhörer zu einer Verkürzung der stationären Behandlungsdauer nach der Operation führen. Zudem wird dadurch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten der Patient*innen gestärkt, herausfordernde Situationen im postoperativen Heilungsprozess meistern zu können. Die Ergebnisse der Studie wurden im Februar 2022 im European Journal of Cardio-Thoracic Surgery (DOI: 10.1093/ejcts/ezac041) veröffentlicht. In einer weiteren an der UMG durchgeführten Studie „FINDERI – find delirium risk factors“ mit 504 Patient*innen wurde die Vorhersagekraft eines Delirrisikoscreening-Fragebogens für das Auftreten eines Delirs nach herzchirurgischen Eingriffen überprüft. Ein Delir ist ein akuter Verwirrungszustand, der nach Operationen auftreten kann. Ein weiteres Ziel der Studie war die Identifizierung von Biomarkern im Blut, um ein postoperatives Delir sowie die Entwicklung einer kognitiven Dysfunktion nach einem operativen Eingriff am Herzen vorhersagen zu können. Das Studienprotokoll ist im Juni 2022 in BMC Cardiovascular Disorders erschienen (DOI: 10.1186/s12872-022-02732-4) und die Hauptpublikation befindet sich aktuell im Begutachtungsprozess.
In weiteren Forschungen konnte Dr. Sadlonova unter anderem die Bedeutung der psychosozialen Faktoren für die Symptomschwere und Lebensqualität bei 1.218 Patient*innen mit Vorhofflimmern gemeinsam mit dem Institut für Herzinfarktforschung (IHF) in Ludwigshafen aufzeigen (DOI: 10.3390/jcm11041140). Einen Überblick über pharmakologische Behandlungsoptionen für Delir-Symptome konnte sie in Zusammenarbeit mit Kolleg*innen der UMG, der Harvard Medical School und des Massachusetts General Hospital in Boston (USA) erarbeiten (DOI: 10.1016/j.genhosppsych.2022.10.010).
Die Preisträgerin
Dr. Monika Sadlonova, Jahrgang 1989, hat an der Comenius Universität in Bratislava (Slowakei) und an der Georg-August Universität in Göttingen Humanmedizin studiert. Es folgte die Facharztweiterbildung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover im Jahr 2015 und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) von 2016 bis 2020. Von 2017 bis 2019 nahm sie an zwei Qualifizierungsprogrammen für Nachwuchswissenschaftler*innen teil: „Klinische Forschung“, einem deutschlandweiten Zertifizierungsprogramm der Psychosomatischen Medizin, und am zweijährigen Margaret-Maltby-Mentoring-Programm zum Karrieremanagement. 2019 promovierte sie an der Georg-August-Universität Göttingen mit Magna cum laude. Nach ihrer Facharztanerkennung im Jahr 2020 ging sie 2021 in die USA und arbeitete über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren mit einem Forschungsstipendium als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe für Cardiac Psychiatry unter Prof. Jeff Huffman und Prof. Christopher Celano an der Harvard Medical School und dem Massachusetts General Hospital in Boston. Seit ihrer Rückkehr an die UMG im Oktober 2022 steht Dr. Sadlonova nach wie vor als Forschungsberaterin im wöchentlichen Austausch mit Forscher*innen der beiden Einrichtungen in Boston. Seit Ende 2022 arbeitet sie als Oberärztin in der der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und der Klink für Geriatrie.
Für ihre Forschung wurde Dr. Monika Sadlonova 2018 mit dem MD Travel Award der American Psychosomatic Society, Louisville (USA) für ihre Promotionsergebnisse ausgezeichnet. Im Jahr 2019 erhielt sie den Young Investigator Award der American Psychosomatic Society, Vancouver (Kanada). Ihre I-COPE-Studie zur Beantwortung der Frage, ob der Heilungsverlauf durch unterstützende Maßnahmen nach einer Bypass-Operation verbessert werden kann, erhielt national und international viel Anerkennung. Im Jahr 2022 bekam sie für diese Studie den Neal Alan Mysell Award der Harvard Medical School in Boston (USA), den Research Fellow Award der American Psychosomatic Society in Kalifornien (USA), und den mit 2.000 Euro dotierten Hans-Roemer-Preis der Hans-Roemer-Stiftung und des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin.
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