Mit Herz und Hirn gesund ins Alter: Geriatrie ist neues klinisches Fach mit stationärer Spezialversorgung an der UMG
(umg) „Mit Herz und Hirn gesund ins Alter“ lautet der Titel der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Christine von Arnim. Seit Juli 2019 hat sie die neue Professur für Geriatrie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) inne und leitet als Direktorin die an der UMG neu eingerichtete Abteilung Geriatrie. Als Inhaberin der neuen Professur verantwortet sie die Altersmedizin in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Die Etablierung des Lehrstuhls für Geriatrie sowie einer neuen geriatrischen Spezial-Station an der UMG wird von der Robert Bosch Stiftung mit 1,25 Mio. Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert. Die Professur für Geriatrie spielt mit ihrem Forschungsprofil an der Schnittstelle von Kardiologie und Neurologie eine zentrale Rolle im Konzept des Heart and Brain Center Göttingen (HBCG). Die Antrittsvorlesung von Prof. von Arnim ist öffentlich und findet statt am Mittwoch, dem 6. Oktober 2021, um 15:00 bis 17:00 Uhr. Die Antrittsvorlesung findet als Hybrid-Veranstaltung statt. Die Veranstaltung wird live gestreamt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Prof. Dr. Wolfgang Brück, Dekan der Medizinischen Fakultät und Sprecher des Vorstandes der UMG, begrüßt. Weitere Grußworte sprechen Irina Cichon und Dr. Ingrid Wünning Tschol von der Robert Bosch Stiftung sowie Prof. Dr. Mathias Bähr, Direktor der Klinik für Neurologie der UMG, Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der UMG, und Tobias Urbanczyk, stellvertretend für die Pflegedirektion der UMG. Musikalisch umrahmt die Sängerin Sarah Straub, Psychologin mit Doktortitel und Trägerin des Deutschen Rock- & Pop-Preises 2014, die Antrittsvorlesung am Klavier und singend im Video.
Öffentliche Antrittsvorlesung und Eröffnung der Abteilung Geriatrie
Professorin Dr. Christine von Arnim, Direktorin der Abteilung Geriatrie der UMG
„Mit Herz und Hirn gesund ins Alter“
Musikalische Gestaltung: Sarah Straub
Mittwoch, 6. Oktober 2021, 15:00 Uhr
Zugangslink zum Livestream: www.umg.eu/antrittsvorlesung-prof-von-arnim
Eröffnung der Fotoausstellung „Young at Heart“
des Fotografen Karsten Thormaehlen und des Steidl-Verlag
Mittwoch 6. Oktober 2021, etwa 17:00 Uhr
Haupteingangshalle Universitätsklinikum, Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
Die Ausstellung ist zu sehen von Mittwoch, 6. Oktober 2021, bis Freitag, 29. Oktober 2021. Für einen Besuch gelten die jeweils aktuellen Corona-Regelungen für Besucher*innen und Maskenpflicht an der UMG.
In ihrer Antrittsvorlesung spricht Prof. Dr. Christine von Arnim über ihre Ziele und Visionen für die Geriatrie in Forschung und Krankenversorgung an der UMG. Sie stellt dar, wie Herz und Hirn möglichst gesund bis ins hohe Alter erhalten werden können und wie dies im Rahmen der modernen Medizin unterstützt werden kann.
Weitere Informationen zur Geriatrie an der UMG:
https://www.umg.eu/einrichtungen/kliniken/abteilung-fuer-geriatrie/
Professur für Geriatrie: innovativ an der Schnittstelle zwischen Herz und Hirn
„Die neu eingerichtete Professur für Geriatrie ist für die UMG, die Patientenversorgung der Region und der Erforschung des Zusammenhangs von Herz und Hirn bei altersabhängigen Erkrankungen ein echter und zukunftsträchtiger Zugewinn. Dieser Zugang zur Geriatrie ist einmalig in der Region“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands der UMG und Vorstand Forschung und Lehre der UMG. „Mit der neuen Professur etablieren wir angesichts des demografischen Wandels an den Querschnittsthemen ‚Alternde Gesellschaft‘ und ‚individualisierte Medizin‘ die Versorgungsmedizin auf universitärem Spitzenniveau. Zudem wollen wir einen neuen innovativen Forschungsschwerpunkt zum Schnittpunktthema Kardio-Neuro-Muskuläre Insuffizienz im Alter in der UMG entwickeln. Genau dafür steht Frau von Arnim. Wir sind sehr froh, dass wir ihre ausgewiesene Kompetenz gewinnen konnten und sie sich für die UMG entschieden hat“, so Brück.
KRANKENVERSORGUNG: Ganzheitlicher geriatrischer Versorgungsansatz
„Die Anforderungen an die Medizin zur Versorgung geriatrischer Patient*innen sind in der Regel komplexer Natur. Neben einem ganzheitlichen Ansatz erfordert dies eine gute interdisziplinäre und interprofessionelle Vernetzung“, sagt Prof. Dr. Christine von Arnim. Das geriatrische Versorgungsspektrum der neuen Abteilung Geriatrie an der UMG umfasst die Behandlung von Erkrankungen verschiedenster Ursachen, die im Laufe eines Lebens zusammenkommen (Multimorbidität) und oft mit erheblichen Beeinträchtigungen einhergehen, zum Beispiel Gangstörungen und Stürze, Schwindel, Blasenstörungen und verzögerte Wundheilung. Oft führt dies zu Gebrechlichkeit im Alter. Der Behandlungsschwerpunkt liegt auf Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit, wie sie im Rahmen von Demenzerkrankungen oder als akuter Verwirrtheitszustand (Delir) nach einer Operation auftreten können.
Neue geriatrische Spezial-Station
Im Januar 2021 ist die neu eingerichtete stationäre Akutgeriatrie an der UMG in Betrieb gegangen. Die Station 5023 im Bettenhaus 2 wurde dafür komplett renoviert. Dabei wurde Wert auf eine freundliche und demenzsensible Ausstattung gelegt. So erleichtert ein Farbkonzept die Orientierung. Durch kurze Wege wird die Mobilisierung gefördert. Das speziell geschulte multiprofessionelle geriatrische Team bestehend aus Ärzt*innen, Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen und Neuropsycholog*innen unterstützt die Patient*innen individuell für einen optimalen Therapieerfolg. Weitere strukturelle Angebote, wie eine geriatrische Ambulanz, ergänzen das geriatrische Gesamtkonzept.
WISSENSCHAFTLICHE SCHWERPUNKTE: Herz und Hirn im Fokus
„Obwohl wir inzwischen wissen, dass was gut für das Herz ist, auch gut für das Gehirn ist, wissen wir nicht genau warum. Erkrankungen des Herzens und des Gehirns sind die Hauptursachen für Einschränkungen der Lebensqualität, Pflegebedürftigkeit und Sterblichkeit im Alter“, sagt Prof. Dr. Christine von Arnim. „Unser Ziel ist es, organübergreifende Mechanismen an der Schnittstelle von Herz und Gehirn zu verstehen. Wir wollen die grundlegenden Mechanismen erforschen, die zur Entstehung von altersabhängigen Erkrankungen beitragen.“
Das Forschungsspektrum der Abteilung Geriatrie reicht von der Versorgungsforschung, über die Biomarkerforschung bis hin zur Grundlagenforschungim Labor. In Registern und Kohorten soll der Zusammenhang von Alter, Herzerkrankungen und den Auswirkungen auf Alltagsfunktionalität und Lebensqualität erfasst werden. In klinischen Studien sollen neue Erkenntnisse gewonnen werden, um sie in Behandlungskonzepte für Patient*innen umzusetzen. Es wird geprüft, inwiefern neue Technologien zu einer verbesserten Versorgung älterer Menschen führen. Dabei arbeitet die Abteilung Geriatrie eng mit mehreren anderen Abteilungen, Instituten und Kliniken im Herzzentrum an der UMG und anderen Partner*innen zusammen. Zusammen mit Kolleg*innen der UMG initiierte Prof. von Arnim die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „demenzsensibles Krankenhaus“. Dort werden entsprechende Versorgungskonzepte untersucht und implementiert sowie in der Region vernetzt.
Eine neu eingerichtete Grundlagenforschungsgruppe soll den Zusammenhang zwischen nicht-neurologischen Erkrankungen (z. B. Herz- und Lebererkrankungen) und der Entstehung von Alzheimer im Alterungsprozess in verschiedenen Mausmodellen und Zellen aufklären. „Dabei konzentrieren wir uns auf die „Lifestyle“-Erkrankung Adipositas als Risikofaktor sowie auf die molekularen Mechanismen, die der Entwicklung von Folgekrankheiten zugrunde liegen. Wir erwarten, dass die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind und die Prophylaxe und Therapie von Alzheimer und metabolischen Erkrankungen positiv beeinflussen werden“, sagt Christine von Arnim.
In Kooperation mit der Klinik für Herz-Thorax-Gefäß-Chirurgie und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der UMG geht von Arnim zudem der Frage nach, wie die Risikoerfassung und Diagnostik eines Delirs bei älteren Patient*innen optimiert werden kann. Weitere klinische Forschungsschwerpunkte von Prof. von Arnim liegen auf der zeitgerechten Erkennung und den Mechanismen der Krankheitsentstehung von Delir und Demenzen.
ZUR PERSON
Professorin Dr. Christine von Arnim wurde 1972 geboren, ist verheiratet und Mutter von vier Kindern. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Universität Freiburg begann sie ihre klinische Ausbildung am Campus Mannheim der Universität Heidelberg und setzte diese in Ulm fort. Hier erhielt sie 2003 die Facharztanerkennung für Neurologie. Darüber hinaus führt sie neben der Zusatzbezeichnung Geriatrie auch die in Palliativmedizin, Intensivmedizin sowie Sozial- und Rehabilitationsmedizin. Von 2003 bis 2005 war sie als Post-Doc an der Harvard Medical School bei Bradley T. Hyman, wo sie die molekulare und zelluläre Pathophysiologie der Alzheimer-Krankheit untersuchte. Wieder zurück in Ulm erwarb sie 2006 die Lehrbefähigung für Neurologie und war als Oberärztin für Neurologie, Leiterin der Memory Clinic und Geschäftsführerin des Geriatrischen Zentrums Ulm (GZU) tätig. Von 2007 bis 2012 war sie Mitglied des WIN-Kollegs (Junior-Akademie für den wissenschaftlichen Nachwuchs) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. 2016 wurde sie Chefärztin der Klinik für Neurogeriatrie und Neurologische Rehabilitation an den Universitäts- und Rehabilitationskliniken Ulm. 2019 folgte sie dem Ruf auf die Professur für Geriatrie in Göttingen.
Prof. von Arnim ist Mitglied in mehreren Beiräten und begutachtet in internationalen Fachzeitschriften. Im Rahmen ihres neuro-kardio-geriatrischen Schwerpunkts beschäftigt sie sich mit Prävention und Therapie durch sogenannte „life-Style“-Faktoren wie Ernährung, körperliche und geistige Aktivität. Als Clinician Scientist wirkt sie nicht nur in Komitees zu Behandlungsleitlinien mit, sie forscht insbesondere an Krankheitsmechanismen und charakterisiert Biomarker für neue diagnostische und therapeutische Ansätze.
FOTOAUSSTELLUNG „Young at Heart“ des Steidl-Verlag
Die Antrittsvorlesung von Prof. Christine von Arnim wird begleitet von der Eröffnung einer bemerkenswerten Fotoausstellung im Haupteingangsbereich West. Der Fotograf Karsten Thormaehlen, der Steidl-Verlag und Professorin von Arnim haben sich zusammengetan und ein Buch zum „Altern“ herausgegeben. Die Fotoausstellung „Young at Heart“ verbindet Medizin und Fotografie auf spannende Weise, zeigt ältere und uralte Menschen und lässt die Betrachtenden an ihren Lebensgeschichten teilhaben. Zahlreiche Texte begleiten die Fotografien.
Was ist das Geheimnis glücklich gealterter Menschen? Dieser Frage widmet sich die moderne Altersmedizin, die interdisziplinär forscht und behandelt. Wer gesund alt werden will, sollte früh anfangen. Sich bewegen, Stress vermeiden, gesund essen – denn was gut ist fürs Herz, ist auch gut fürs Hirn.
Der Fotograf Karsten Thormaehlen, Autor von Fotobüchern mit und über ältere und uralte Menschen, reist seit Jahren um die Welt, um Porträts von Hundertjährigen aufzunehmen. Er sucht nach der Weisheit der Älteren, will erkunden, wo sie leben und wie sie gesund und erfolgreich altern. Dabei begegnet er immer wieder Herzlichkeit, Vertrauen und Zuversicht.
Karsten Thormaehlen, 1965 in Bad Kreuznach geboren, studierte Kommunikationsdesign in Wiesbaden. Er arbeitete zunächst als Grafikdesigner und freier Fotograf bei Werbeagenturen, nach dem Studium Art- und Kreativdirektor bei einer internationalen Werbeagentur. Mitte der 1990er Jahre lebte und arbeitete er in New York, wo er mit namhaften Fotografinnen und Fotografen Werbekampagnen entwickelte und realisierte. Thormaehlen arbeitet für deutsche und internationale Architektur- und Designbüros, internationale Unternehmen und Verlage. Er ist außerdem als Lehrbeauftragter, Workshop- und Seminarleiter tätig. Er lebt in Wiesbaden und arbeitet in Frankfurt am Main.
WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Direktorin der Abteilung Geriatrie
Prof. Dr. Christine von Arnim, Telefon 0551 / 39-62149
Robert-Koch-Straße 40, 37075 Göttingen
christine.arnim@med.uni-goettingen.de
Homepage: https://www.umg.eu/einrichtungen/kliniken/abteilung-fuer-geriatrie/