Am 11. März 2021 ist Weltnierentag

Ziel des weltweiten jährlichen Aktionstages ist es, die Vorbeugung von Nierenerkrankungen und frühzeitiges Handeln in den Vordergrund zu stellen. Derzeit sind rund 100.000 Menschen in Deutschland auf ein Nierenersatzverfahren, das bedeutet Dialyse oder Transplantation, angewiesen. Ein Nierenversagen kann grundsätzlich jeden treffen, besonders gefährdet sind Raucher*innen, Diabetiker*innen, Bewegungsmuffel, Menschen mit Bluthochdruck oder starkem Übergewicht.

Anlässlich des diesjährige Weltnierentags lädt das Herzzentrum der UMG Interessierte, Betroffene und Angehörige ein, sich über Nierenerkrankungen zu informieren. Referent*ínnen aus der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie informieren zu Themen rund um die Nieren. Alle untenstehenden Videovorträge stehen Ihnen kostenlos zur Verfügung.

Telefonsprechstunde

Bei einer Telefonsprechstunde stehen die Experten Professor Zeisberg und Professor Koziolek am Donnerstag, 11. März 2021, von 14 bis 16 Uhr für individuelle Fragen zur Verfügung. Sie erreichen die Referenten telefonisch unter 0551/39-65044 sowie -65041. Zudem sind Fragen per E-Mail an herzzentrum(at)med.uni-goettingen.de willkommen.

Häufig gestellte Fragen

Warum ist es wichtig, an Nierenerkrankungen zu denken?

Ca. 10% der Erwachsenen in Deutschland haben eine dauerhaft gestörte Nierenfunktion und damit ein erhöhtes Risiko, später eine Dialyse-Therapie zu benötigen. Ein häufig unterschätztes Problem ist, dass eine gestörte Nierenfunktion in der Regel Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmert. Chronische Nierenerkrankungen tragen daher zu den häufigsten Todesursachen weltweit bei, mit stark steigender Tendenz. Deshalb ist die Früherkennung und sachgerechte Therapie von Nierenerkrankungen wichtig.

Welche Funktionen hat die Niere?

Die Niere hat eine Vielzahl verschiedener Funktionen: Sie eliminiert giftige Substanzen, Stoffwechselprodukte und Säuren aus dem Blut, die dann über den Urin ausgeschieden werden. Außerdem reguliert die Niere über die Urin-Produktion den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers. Die Niere reguliert zusätzlich über Hormonproduktion den Blutdruck und die Entwicklung von roten Blutkörperchen. Außerdem steuert die Niere den Knochenhaushalt.

Was passiert, wenn die Nierenfunktion gestört ist?

Entsprechend der Funktionen der Niere sammeln sich vermehrt schädliche, sogenannte harnpflichtige Substanzen an. Wasser und Salz werden häufig nicht ausreichend ausgeschieden und der Körper übersäuert. Typisch für viele Nierenerkrankungen ist ein erhöhter Blutdruck. Bei chronischen Nierenerkrankungen kommt es durch verminderte Hormonproduktion zu Blutbildungsstörungen und zu einer Umverlagerung von Calcium aus dem Skelett in die Blutgefäße. Chronische Nierenerkrankungen beeinflussen immer den ganzen Körper.

Was sind die Symptome einer Nierenerkrankung?

Nierenerkrankungen selbst verursachen selten Schmerzen oder direkte Symptome. Stattdessen ergeben sich Symptome erst aus der Kombination von Folgen der gestörten Nierenfunktion. und damit in der Regel erst, wenn die Nierenerkrankung weit fortgeschritten ist. Typische Symptome sind dann Unwohlsein und Appetitlosigkeit (durch die fehlende Entgiftung), Wassereinlagerungen, erhöhter Blutdruck und Schwäche (z.B. durch die Blutarmut).

Wie kann eine Nierenerkrankung frühzeitig erkannt werden?

Weil Symptome erst spät auftreten, sind Laboruntersuchungen entscheidend. Die wichtigste Untersuchung ist die Bestimmung des Kreatinins im Blut. Steigt die Konzentration des Kreatinins im Blut über 1 mg/dl, dann ist meist schon ein Drittel der Nierenfunktion verloren gegangen. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihren Kreatinin-Wert kennen. Genauso wichtig ist die Bestimmung der Eiweiß-Ausscheidung im Urin, die mit einem einfachen Teststreifen untersucht werden kann. Vermehrte Eiweiß-Ausscheidung im Urin kann immer ein Hinweis auf eine Nierenerkrankung sein.

Ist eine „leichte“ Nierenerkrankung denn überhaupt schädlich?

Bei chronischen Nierenerkrankungen muss man langfristig denken. Bei jedem Menschen nimmt ab dem 30. Lebensjahr kontinuierlich die Nierenleistung ab. Unter physiologischen Bedingungen ist aber immer ausreichend Puffer vorhanden, um auch in sehr hohem Alter den Körper ausreichend zu entgiften. Kommt es in jüngeren Jahren zu einem abrupten zusätzlichen Funktionsverlust, oder durch eine chronische Erkrankung zu einer Beschleunigung des Funktionsverlusts, dann kann es sein, dass im Alter der Puffer nicht mehr ausreicht und eine Dialyse-Therapie notwendig wird. Deshalb muss eine chronische Nierenerkrankung auch in frühen Stadien ernst genommen und sachgerecht behandelt werden, um der Dialysepflichtigkeit langfristig vorzubeugen.

Welchen Einfluss hat eine Nierenerkrankung auf den übrigen Körper?

Entsprechend der vielen verschiedenen Funktionen der Niere, sind Nierenerkrankungen immer als Systemerkrankung anzusehen. Diese hat Einfluss auf fast alle Organe. Wenn sich aufgrund einer reduzierten Filtrationsleistung der Nieren vermehrt harnpflichtige Substanzen im Körper ansammeln, dann bezeichnet man dies als Urämie. Die Ansammlung der harnpflichtigen Substanzen bewirkt, dass Stoffwechselprozesse gestört werden und dass es zu einer Störung des Immunsystems kommt. Besonders betroffen sind z.B. das Herz – wo es zu einer urämischen Herzbeutelentzündung kommen kann, oder das Gehirn, wo durch die fehlende Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen Demenz gefördert wird. Wenn die erkrankte Niere nicht mehr ausreichend Wasser ausscheidet, dann führt dies zu einer Überwässerung des Körpers, die wiederrum zu einer akuten Überlastung des Herzens führen kann. Deshalb ist die Kombination von Herz- und Niereninsuffizienz besonders gefährlich. Eine Störung des Salzhaushalts (besonders von Natrium) führt zu gefährlichen Wasserverschiebungen im Körper. Damit verbunden, kann es zu besonders gefährlichen Wassereinlagerungen im Gehirn kommen. Eine Störung der Kaliumverteilung im Körper führt wiederum zu Herzrhythmus-Störungen und kann sogar einen Herzstillstand auslösen. Die Langzeitschäden, die durch zu hohen Blutdruck ausgelöst werden, sind gut bekannt. Nierenerkrankungen verursachen häufig hohen Blutdruck, und ein zu hoher Blutdruck schädigt wiederrum die Niere. In chronisch erkrankten Nieren ist die Produktion des Hormons Erythropoetin gestört. Deswegen leiden viele Patient*innen mit Nierenerkrankung an einer Blutarmut. Eine häufig unterschätzte Folge von Nierenerkrankungen ist außerdem ein gestörter Calcium-Phosphat-Haushalt, der unter anderem dadurch entsteht, dass Vitamin D in der Niere nicht ausreichend in die aktive Form überführt werden kann. Dann kommt es zu einer Umverteilung von Calcium vom Knochen in die Blutgefäße, und die daraus resultierende Gefäßverkalkung führt zu einem vermehrten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Gefahr für die meisten Patient*innen mit chronischer Nierenerkrankung ist daher meist nicht das Nierenversagen selbst, sondern die resultierende Herzerkrankung, die allerdings in diesen Fällen nur im Kontext von Herz-und Nierenerkrankung richtig behandelt werden kann.

Wie wird eine Nierenerkrankung richtig diagnostiziert?

Die Diagnostik einer Nierenerkrankung basiert immer auf zwei Säulen: Zum einen muss der Ursprung der Nierenerkrankung herausgefunden werden, und zum anderen müssen die Folgeschäden auf den gesamten Körper evaluiert werden. Um die Ursache der Nierenerkrankung richtig diagnostizieren zu können, sollte neben Anamnese und Blut-Analyse auch immer eine Urin- und Ultraschall-Untersuchung erfolgen. Um die Nierenerkrankung genau zu diagnostizieren, kann eine Nieren-Biopsie notwendig sein. Um den Einfluss der Nierenerkrankung auf den übrigen Körper abzuschätzen, sollte immer eine Blutgas-Analyse, sowie eine Untersuchung des Knochenstoffwechsels und der Blutbildung erfolgen. Von besonderer Bedeutung ist immer das Erkennen einer gleichzeitig bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Wie wird eine Nierenerkrankung behandelt?

Bei einer chronischen Nierenerkrankung gibt es zwei Therapie-Ziele: Es soll einerseits das Fortschreiten der Nierenerkrankung selbst gehemmt werden, und weiterhin müssen die Folgeschäden im übrigen Körper kontrolliert werden. In den vergangenen Jahren wurde eine Reihe neuer Medikamente zugelassen, die zum großen Teil noch nicht Einzug in die hausärztlichen Praxen gehalten haben, so dass grundsätzlich eine Therapie bei Spezialist*innen anzuraten ist.

Was kann ich selbst für meine Nieren tun?

Weil chronische Nierenerkrankungen langsam und über Jahrzehnte verlaufen, sind vor allem Ausdauer und Disziplin bei der Therapie wichtig, auch wenn vom unmittelbaren Therapie-Erfolg wenig zu spüren ist. Ein vernünftiger Lebensstil mit Sport und ausgewogener Ernährung ist zu empfehlen. Rauchen schädigt nicht nur die Lunge, sondern auch die Nieren. Dass Nieren von „viel Trinken“ profitieren ist ein Gerücht, weil eine vermehrte Urinproduktion auch vermehrte Arbeit für die Nieren bedeutet. Ideal ist meist eine Trinkmenge von 1,5 Liter pro Tag, bei sportlicher Betätigung sollte der vermehrte Schweiß selbstverständlich durch vermehrtes Trinken ausgeglichen werden. Wenn eine Nierenerkrankung besteht, gilt besonders erhöhte Vorsicht bei potentiell nierenschädigen Medikamenten. Denken Sie an Ihre Nieren! Wir beraten Sie gern.

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