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Delirprävention an der Universitätsmedizin Göttingen

AKTIVER-Team der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) informiert anlässlich des World Delirium Awareness Days am Mittwoch, 12. März 2025, von 10:00 bis 14:00 Uhr zum Thema Delir.

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Das AKTIVER-Team der UMG: Dr. Monika Sadlonova, psychosomatische Oberärztin in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der UMG, Prof. Dr. Christine von Arnim, Direktorin der Klinik für Geriatrie, Julia Kühnle, Pflegefachfrau und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Delirprävention der UMG, Gabriele Gloth, Pflegefachperson UMG, Emily Matzner, Bundesfreiwilligendienstleistende an der UMG, Bettina Scharff, Pflegefachperson UMG, Birte Viehmeister, Apothekerin UMG (v.l.n.r.). Foto: umg/samer al mhethawi
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Am Mittwoch, dem 12. März 2025, können von 10:00 bis 14:00 Uhr in der Eingangshalle der UMG beim „World Delirium Awareness Day“ Minispiele mit der Virtual-Reality-Brille ausprobiert werden. Foto: umg/samer al mhethawi
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Das AKTIVER-Team der UMG hat das Ziel, das Auftreten eines Delirs nach geplanten Operationen zu reduzieren. Foto: umg/samer al mhethawi
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Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Komplikationen nach einem chirurgischen Eingriff. Eine häufige Komplikation, insbesondere bei älteren Menschen, ist das postoperative Delir. Foto: umg/samer al mhethawi

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko von Komplikationen bei einem chirurgischen Eingriff. Eine der häufigsten Komplikationen ist das postoperative Delir, das besonders ältere Menschen betrifft. Typische Symptome sind Desorientierung, Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus, innere Zurückgezogenheit beziehungsweise Unruhe oder Wahrnehmungsstörungen. Ein Delir kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich in der Symptomatik individuell äußern. Rund 20 Prozent der über 65-jährigen Krankenhauspatient*innen entwickeln ein Delir, in der Herzchirurgie sind es sogar bis zu 55 Prozent. Bei älteren Patient*innen kann ein Delir nicht nur den Heilungsverlauf verzögern, sondern auch langfristige Folgen haben – von einer Verschlechterung der Alltagsfähigkeit bis hin zu einer erhöhten Sterblichkeit. Zudem steigt das Risiko im Laufe ihres Lebens an einer kognitiven Störung oder einer Demenz, bei der die Nervenzellen im Gehirn absterben und Symptome wie Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit verursachen, zu erkranken.

„Um diesem Risiko gezielt entgegenzuwirken, ist in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie und der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) das AKTIVER-Delirpräventionsteam im Einsatz“, sagt Dr. Monika Sadlonova, psychosomatische Oberärztin in der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der UMG. AKTIVER steht für „Alltags- und Kognitionstraining Interdisziplinarität verbessert das Ergebnis und mindert das Risiko“. Das Programm wurde unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Christine Thomas, Ärztliche Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere am Klinikum Stuttgart, entwickelt und in einer multizentrischen, vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderten Studie mit 1.470 Patient*innen evaluiert. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine strukturierte Delirprävention bei älteren Patient*innen mit einem geplanten chirurgischen Eingriff, die Wahrscheinlichkeit ein Delir während des Krankenhausaufenthaltes zu entwickeln, um bis zu 40 Prozent senken kann.  

„Das AKTIVER-Programm umfasst eine Reihe nicht-medikamentöser Maßnahmen. Hierzu zählen der Aktiv-Besuch zur Reorientierung und kognitiven Aktivierung“, erläutert Julia Kühnle, Pflegefachfrau und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Delirprävention der UMG. Bestandteile sind zudem die Unterstützung bei der Mobilisierung, Mahlzeitenbegleitung, Entspannung und Schlafförderung sowie Begleitung zu diagnostischen Untersuchungen. Weitere Ansätze sind die Standardisierung des medikamentösen Managements bei deliranten Symptomen, die medikamentöse Beratung und der Einsatz einer Virtual-Reality-Brille zur kognitiven Aktivierung. „An der UMG können herzchirurgische Patient*innen zudem in eine klinische Studie namens PREVENT Postoperative Delirium (PREVENT-POD) eingeschlossen werden. Die Studie zielt darauf ab, die Behandlung gezielt vor und nach Herzoperationen zu optimieren und dem postoperativen Delir vorzubeugen“, sagt Julia Kühnle.

Ein wichtiger Baustein in der Delirprävention ist die Sensibilisierung von Patient*innen, Angehörigen und Fachkräften für die Risiken und Maßnahmen zur Vermeidung eines Delirs. Deshalb beteiligt sich das AKTIVER-Team der UMG aktiv am „World Delirium Awareness Day“ am Mittwoch, den 12. März 2025. An diesem Tag informieren internationale Fachgesellschaften weltweit zum Thema Delir. Am Infostand beim Haupteingang der UMG haben Patient*innen und Angehörige von 10:00 bis 14:00 Uhr die Möglichkeit, Aufmerksamkeits- und Gedächtnistests durchzuführen. Zudem können sie mit einer Virtual-Reality-Brille Minispiele ausprobieren, die Feinmotorik, Konzentration und Entspannung fördern. „Mit dem Aktionstag möchten wir nicht nur informieren, sondern auch für das Thema Delir sensibilisieren und zeigen, wie wichtig frühzeitige Prävention ist“, sagt Dr. Monika Sadlonova.

In der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie und der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG werden Delir-Risikopatient*innen bereits vor der Operation identifiziert und umfassend über das Delir und ihr Risiko aufgeklärt. Anschließend werden individuell abgestimmte Präventionsmaßnahmen umgesetzt, die mindestens fünf Tage postoperativ fortgeführt werden. Durch ein tägliches Delirscreening kann eine frühzeitige Erkennung und Behandlung gewährleistet werden. Sollte dennoch ein Delir auftreten, unterstützt das AKTIVER-Team mit nicht-medikamentösen Maßnahmen. „Wir setzen neue Maßstäbe in der Delirprävention – für eine verbesserte Patient*innenversorgung und weniger postoperative Komplikationen“, sagt Dr. Sadlonova.

Dank der Kooperation mit den AKTIVER-Expert*innen des Klinikums Stuttgart – Priv.-Doz. Dr. Christine Thomas (Ärztliche Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie für Ältere), Juliane Spank (Pflegewissenschaftlerin) und Cathleen Koch (Stellvertreterin der Pflegedirektorin) – konnte das Programm erfolgreich an der UMG implementiert werden. Das AKTIVER-Team an der UMG besteht aus drei Pflegefachpersonen, zwei Bundesfreiwilligendienstleistenden und einer Fachapothekerin. Das Team wird von Dr. Monika Sadlonova, Prof. Dr. Christine von Arnim, Direktorin der Klinik für Geriatrie, sowie Helle Dokken, Pflegedirektorin der UMG, geleitet.


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Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie
Julia Kühnle
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
Telefon 0551 / 39-67232
Julia.kuehnle(at)med.uni-goettingen.de
herzzentrum.umg.eu/aktiver

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