Ausgezeichnet: UMG-Kardiologe erhält Lieselotte Becht-Forschungspreis für neue Erkenntnisse bei TAVI
(umg) Dr. Bo Eric Beuthner, Assistenzarzt in der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), ist von der Deutschen Stiftung für Herzforschung (DSHF) mit dem August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis 2020 geehrt worden. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wurde Dr. Beuthner für seine Arbeit mit dem Titel „Impact of myocardial fibrosis on left ventricular remodelling, recovery, and outcome after transcatheter aortic valve implantatoin in different haemodynamic subtypes of severe aortic stensosis“.
Originalveröffentlichung: Miriam Puls, Bo Eric Beuthner, Rodi Topci, Anja Vogelgesang, Annalen Bleckmann, Maren Sitte, Torben Lange, Sören Jan Backhaus, Andreas Schuster, Tim Seidler, Ingo Kutschka, Karl Toischer, Elisabeth Zeisberg, Claudius Jacobshagen, Gerd Hasenfuß: Impact of myocardial fibrosis on left ventricular remodelling, recovery, and outcome after transcatheter aortic valve implantation in different haemodynamic subtypes of severe aortic stenosis. European Heart Journal (2020), doi: 10.1093. February 12th, 2020.
In der prämierten Studie ist Dr. Beuthner zwei bislang ungeklärten Fragen nachgegangen: Welchen Einfluss haben die typischen Gewebeveränderungen bei einer kardialen Fibrose auf die Umbauprozesse des Herzens? Und: Wie wirken sich diese auf die Behandlungsergebnisse von Patient*innen mit schwerer Aortenstenose nach einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) aus? „Die seit etwas mehr als zehn Jahren verfügbare kathetergestützte Aortenklappenimplantation (TAVI) hat die Behandlung der Aortenstenose revolutioniert. Sie ermöglicht nun auch die Behandlung von älteren und gebrechlichen Patienten, für die es zuvor keine Therapiemöglichkeiten gegeben hat. Bisher waren keine Daten zum Einfluss der histologisch gesicherten, kardialen Fibrose (Bindegewebsvermehrung) auf das Überleben und die Lebensqualitäten der Patienten nach TAVI verfügbar“, erläutert Dr. Beuthner die Ausgangslage der Studie.
100 Studien-Patient*innen wurde während des kathetergestützten Aortenklappenersatzes (TAVI) zusätzlich eine Gewebeprobe aus der linken Herzhauptkammer entnommen. Die Probe diente dazu, einen möglichen Zusammenhang zwischen der kardialen Fibrose, dem Überleben nach Klappenersatz, der Erholung des Herzens und dem Befinden der Patient*innen zu untersuchen. Das Ergebnis der Untersuchungen: Die Vermehrung des Bindegewebes im Herzen verzögert die Erholung der Herzfunktion und mindert die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einer TAVI-Prozedur.
„Die Studie hat uns aufgezeigt, dass die Beschaffenheit des Herzgewebes eine bedeutende Rolle für das Leben nach einem Klappenersatz spielt. Folglich sollte zusätzlich zum Klappenersatz bei Patienten mit ausgeprägter Herzmuskelfibrose eine medikamentöse Therapie zur Reduktion der Fibrose durchgeführt werden. Die Ergebnisse dienen uns als Grundlage für die Entwicklung dieser antifibrotischen Therapie. Eine entsprechende Patientenstudie ist bereits für 2021 geplant“, sagt Dr. Beuthner.
„Ich freue mich außerordentlich über die Auszeichnung von Herrn Dr. Beuthner, der mit seinen Kolleginnen und Kollegen eine großartige Forschungsarbeit hier in Göttingen leistet. Die inzwischen fünfmalige Auszeichnung von Göttinger Herzforschern mit dem renommierten Forschungspreis ehrt und unterstreicht die wissenschaftliche Expertise an unserem Standort", sagt Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie, Vorsitzender des Herzzentrums Göttingen und Letztautor der Studie.
Hintergrundinformationen
Die Aortenklappenstenose ist die häufigste Herzklappenerkrankung im höheren Erwachsenenalter. Ist die Aortenklappe verengt, kann das Blut nicht mehr ausreichend in den Körper gepumpt werden. Hierdurch kommt es bei den Betroffenen häufig zu Luftnot, starken Brustschmerzen und Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit. Um das Herz-Kreislauf-System bei einer Mehrbelastung zu stabilisieren, passt sich der Herzmuskel an (Kardiales Remodeling). Bei einer Aortenstenose wird die Belastung chronisch und es kann zu einer fortschreitenden krankhaften Veränderung des Herzmuskels kommen. Diese zeigt sich unter anderem durch Vermehrung des Bindegewebes im Herzmuskel (Fibrose). Eine chronische Herzschwäche kann die Folge sein. Daher sollte eine schwere Aortenstenose zeitnah behandelt werden.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich der kathetergestützte Aortenklappenersatz (TAVI) über die Leistenarterie als Alternative zum chirurgischen Eingriff bei einer fortgeschrittenen Aortenstenose insbesondere bei älteren Patient*innen mit erhöhtem Operationsrisiko durchgesetzt. Bei diesem besonders schonenden Verfahren wird die verkalkte Aortenklappe zur Seite gedrückt und eine neue Herzklappe mittels Katheter in Position gebracht.
Jährlich vergibt die Deutsche Stiftung für Herzforschung den August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und zählt zu den herausragenden Instrumenten der Nachwuchsförderung. Er wird für hervorragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der patientennahen Herz-Kreislaufforschung verliehen.
WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Herzzentrum Göttingen
Dr. Bo Eric Beuthner
Assistenzarzt der Klinik für Kardiologie und Pneumologie
Telefon 0551 / 39-66315
bo.beuthner@med.uni-goettingen.de
herzzentrum.umg.eu