| Presseinformation Nr. 049 / 2021

Bessere Versorgung von älteren Patient*innen mit mehreren chronischen Erkrankungen möglich?

Start für europaweites ESCAPE-Projekt zur Behandlung von multimorbiden Patient*innen. Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Experte für Psychokardiologie an der Universitätsmedizin Göttingen, leitet klinische Studie des Projekts zur Beurteilung von neuen Behandlungsansätzen und konventioneller Versorgung von mehrfach chronisch erkrankten Patient*innen. EU-Programm „Horizon 2020“ fördert ESCAPE-Projekt mit insgesamt 6,1 Millionen Euro.

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Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der UMG und Mitglied des Vorstands des Herzzentrums, leitet die randomisierte, kontrollierte klinische Studie des Projekts ESCAPE.

(umg) Allein in Deutschland sind etwa 62 Prozent der Senior*innen wegen drei oder mehr chronischer Erkrankungen in Behandlung. Die Patient*innen sind damit „multimorbide“. Sie benötigen unterschiedliche, aber idealerweise gut aufeinander abgestimmte Behandlungen. Die Therapie der Multimorbidität bei älteren Patient*innen ist besonders herausfordernd, insbesondere wenn sowohl psychische als auch körperliche Erkrankungen vorliegen. Daher bedarf die Betreuung dieser Patient*innen der Zusammenarbeit verschiedener Expertenteams aus dem Gesundheitssystem. In vielen Fällen gibt es aber technische Hürden und Einschränkungen innerhalb des Informations- und Datenaustausches. Dies kann zu einer aufgesplitterten Gesundheitsversorgung und einem potenziell nachteiligen Ergebnis führen können.

Hier setzt das europäische ESCAPE-Projekt an. ESCAPE steht dabei für „Evaluation of patient-centred biopsychosocial blendend collaborative care pathway for the treatment of multi-morbid elderly patients”. In dem Projekt haben sich internationale Expert*innen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Italien, Litauen, Schweden und Ungarn zusammengeschlossen. Das interdisziplinäre, multinationale Team des ESCAPE-Projekts besteht aus Allgemein- und Krankenhausärzt*innen sowie Expert*innen aus Psychologie, Gesundheitsökonomie und Digitalisierung von Gesundheitssystemen sowie Vertreter*innen von Patient*innen und pflegenden Angehörigen. Gemeinsam wollen sie einen integrierten und patientenzentrierten Ansatz für die Behandlung multimorbider älterer Patient*innen schaffen.

Das ESCAPE Projekt wird mit 6,1 Millionen Euro durch das Programm „Horizon 2020“ der Europäischen Union (EU) gefördert. Es ist am 1. April 2021 gestartet und hat eine Laufzeit von 4,5 Jahren. Koordiniert wird das ESCAPE Projekt von Prof. Dr. Susanne Pedersen von der Universität Odense (Dänemark). Der Projektantrag entstand in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Mitglied im Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und weiteren Projektpartner*innen. Die UMG erhält von der Gesamtförderung einen Anteil in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro für einen wichtigen Teil des Projekts: eine von Prof. Herrmann-Lingen geleitete europäische randomisierte, kontrollierte klinische Studie.

Das multidisziplinäre Team von ESCAPE erstellt im Rahmen des Projekts individuelle Behandlungspläne, die auf die Bedürfnisse und Vorlieben der einzelnen Patient*innen zugeschnitten sind. Unterstützt wird es dabei von einer maßgeschneiderten digitalen Gesundheitsplattform, die vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnologie (FIT) entwickelt wird. Die Plattform und regelmäßige telefonische Unterstützung werden Patient*innen und pflegende Angehörige in die Lage versetzen, individuelle Prioritäten für ihre Behandlungen zu setzen um ihre Lebensqualität soweit wie möglich zu verbessern.

Randomisierte, kontrollierte klinische Studie

Die Studie konzentriert sich auf Patient*innen mit chronischer Herzschwäche, psychischer Belastung und mindestens zwei weiteren körperlichen Begleiterkrankungen. Die Ergebnisse des neuen Ansatzes der kombinierten kooperativen Versorgung von ESCAPE werden mit der aktuellen Patientenversorgung verglichen. Die Expert*innen wollen so herausfinden, welcher Ansatz zu der besten gesundheitsbezogenen Lebensqualität für Patient*innen führt.

„ESCAPE ist ein innovatives Projekt, das das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir multimorbide ältere Patient*innen behandeln, grundlegend zu verändern. Der integrierte, patientenzentrierte Ansatz, der gleichermaßen körperliche und psychische Krankheitsaspekte ins Auge fasst, wird eine effektivere und zugleich kostengünstige Behandlung ermöglichen, die zu einer besseren Lebensqualität unserer Patient*innen führt“, sagt Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen.

„Horizont 2020“ ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Als Förderprogramm zielt es darauf ab, EU-weit eine wissens- und innovationsgestützte Gesellschaft und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen sowie gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Um gezielt in die Gesellschaft wirken zu können, setzt das Programm Schwerpunkte und enthält einen umfassenden Maßnahmenkatalog. 

 

WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen
Telefon 0551 / 39-64901
E-Mail: cherrma(at)gwdg.de
https://www.psychosomatik.uni-goettingen.de/

 

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