| Presseinformation Nr. 134 / 2020

Herz und Hirn gemeinsam erforschen

Grundsteinlegung mit dem Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler für neues Heart & Brain Center Göttingen (HBCG) gelegt. Baukosten rund 38 Mio. Euro. Das HBCG verfolgt einen innovativen Forschungsansatz.

Grundstein gelegt für Forschungsgebäude Heart-and-Brain Center HBCG (v. l.): Prof. Wolfgang Brück (Vorstandssprecher UMG), Prof. Gerd Hasenfuß (Leiter HBCG und VorstandsvorsitzenderHerzzentrum UMG), Björn Thümler (nds. Minister für Wissenschaft und Kultur), Ulrich Schüller (Leiter der Abteilung 4 im BMBF), Prof. Mathias Bähr (Leitung HBCG, Direktor der Klinik für Neurologie UMG), Jens Rohland M.Sc. (Baumanagement UMG, Projektleitung HBCG). Foto: umg/spförtner

(umg) Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) baut ein neues Forschungsgebäude: das Heart & Brain Center Göttingen (HBCG). Dafür wurde am Donnerstag, 19. November 2020, der Grundstein gelegt. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler und Ulrich Schüller, Leiter der Abteilung für Hochschul- und Wissenschaftssystem im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Leitung des Heart & Brain Center Göttingen (HBCG) und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie sowie Vorsitzender des Herzzentrums der UMG, sowie Prof. Dr. Mathias Bähr, Leitung HBCG und Direktor der Klinik für Neurologie, und Jens Rohland M.Sc., Architekt und Projektleiter für das HBCG im Baumanagement der UMG, den Grundstein gelegt. Der Oberbürgermeister der Stadt Göttingen Rolf Köhler begleitete mit einer Videobotschaft für die Stadt Göttingen die Grundsteinlegung mit einem Grußwort. Die Veranstaltung fand unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln statt.

Das neue Gebäude HBCG verbindet eine bislang so noch nicht existierende gemeinsame Forschungsinfrastruktur. Hier sollen organübergreifende Ursachen von häufigen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und des Nervensystems erforscht werden. Ziel ist es, mit dem neuen Gebäude zwei der Forschungsschwerpunkte der Universitätsmedizin Göttingen, Herz-Kreislauf-Medizin und Neurowissenschaften, räumlich zusammenzuführen, um gemeinsam das komplexe Zusammenwirken von Herz und Hirn zu erforschen. Der parallele Blick auf Herz und Hirn verspricht auch deshalb einen hohen Erkenntnisgewinn, weil beide Systeme grundlegende molekulare und funktionelle Gemeinsamkeiten aufweisen. Unklar ist bislang noch, welche Mechanismen diesen Wechselwirkungen zugrunde liegen. Ein wichtiges Ziel ist zudem die translationale Forschung: Resultate aus der Grundlagenforschung sollen möglichst schnell in die klinische Erprobung gebracht werden und der Behandlung von Patient*innen zur Verfügung stehen.

In ihren Grußworten bei der Grundsteinlegung betonten die Redner die herausragende Bedeutung des Forschungsansatzes. Der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Björn Thümler, sagte: „Bisher fehlen die strukturellen Voraussetzungen für systematische interdisziplinäre grundlagenwissenschaftliche und klinische Untersuchungen. Diese Lücke wird das neue Gebäude schließen. Ein direktes Zusammenwirken von kardiovaskulären und neurologischen Forschern ist einzigartig und existiert bisher an keinem anderen Forschungsstandort in Deutschland. Es wird eine neue Grundlage dafür schaffen, Krankheitsmechanismen zu verstehen sowie Präventions- und Therapieverfahren zu entwickeln.“

Ulrich Schüller, Leiter der Abteilung 4 für Hochschul- und Wissenschaftssystem im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), sagte:„Das neue Zentrum ‚Heart & Brain‘, das im Rahmen des hochkompetitiven Antragsverfahrens von der Universität Göttingen eingeworben wurde, wird vom Bund mit gut 15 Millionen Euro unterstützt. So werden die exzellente Forschung weiter gestärkt und neue Erkenntnisse gewonnen. In der medizinischen Forschung profitieren davon am stärksten die Patientinnen und Patienten. Gerade in der gegenwärtigen Krise ist das entscheidend!“

„Der Neubau des HBCG ist für die universitäre Medizin in Göttingen und für den Wissenschaftsstandort ‚Göttingen Campus‘ ein Quantensprung. Eineusammenarbeit in dieser Form gibt es bislang noch nicht“, so Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) sagte: Die Erforschung von Herz- und Hirnerkrankungen in dem gemeinsamen Forschungsbau hebt die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf ein neues Niveau. Wir schaffen hier zusätzlich optimale räumliche Rahmenbedingungen für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Damit ist der Grundstein gelegt für eine dynamische und nachhaltige Entwicklung in der Herz- und Hirnforschung in Göttingen.“

Prof. Dr. Gerd Hasenfuß, Leitung des Heart & Brain Center Göttingen (HBCG) und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie sowie Vorsitzender des Herzzentrums der UMG, sagte: „Viele Erkrankungen von Herz und Gehirn können nur durch fächerübergreifende Forschung verstanden, diagnostiziert und behandelt werden. Das Heart und Brain Center bietet hierfür ideale Voraussetzungen.“

Prof. Dr. Mathias Bähr, Leitung HBCG und Direktor der Klinik für Neurologie, sagte: „Das HBCG ist ein Symbol für die Innovationskraft der Universitätsmedizin Göttingen und zeigt beispielhaft, wie durch interdisziplinäre Ansätze völlig neue diagnostische und therapeutische Methoden an der Schnittstelle zwischen großen Forschungsbereichen, der Kardiologie und Neurologie, entwickelt werden.“

In seiner Videobotschaft sagte Göttingens Oberbürgermeister Rolf Köhler: „Göttingen, die Stadt, die Wissen schafft, wird mit dem neuen Heart-and-Brain Center um eine wichtige Einrichtung reicher. Hier wird Einmaliges geschaffen, Das mag euphorisch klingen, aber für Euphorie ist an dieser Stelle der richtige Platz.“

DAS FORSCHUNGSGEBÄUDE

In dem neuen Forschungsgebäude werden Wissenschaftler*innen der UMG eng vernetzt mit anderen Forschenden am Göttingen Campus und bundesweit arbeiten. In dem Gebäude sollen etwa 100 Personen aus Wissenschaft und Administration tätig sein.

Das geplante HBCG wird ausschließlich durch die UMG getragen und betrieben. Es etabliert eine wichtige inhaltliche und strukturelle Brücke zwischen der molekularen Grundlagenforschung und der klinischen Anwendung in den Neurowissenschaften und der Kardiologie. Die Kosten für das neue Forschungsgebäude in Höhe von etwa 38 Millionen Euro tragen das Land Niedersachsen und der Bund. Der Bund beteiligt sich mit rund 15,5 Millionen Euro an der Finanzierung, das Land Niedersachsen trägt einen Anteil von rund 22 Millionen Euro. 33,11 Mio. Euro der Gesamtbausumme entfallen auf die Baukosten, 4,82 Mio. Euro auf die Erstausstattung des Gebäudes einschließlich der Großgeräte.

Das HBCG hat vier Geschosse und eine Hauptnutzfläche von 3.450 Quadratmetern. Auf etwa 1.000 Quadratmetern dieser Fläche werden 26 Labore untergebracht. Das Raumprogramm für die Forschung umfasst neben biochemischen Laboren Zellkulturlabore, Mikroskopie- und Optiklabore. Dazu kommen 23 Büroarbeitsräume und zwei Konferenzräume. Für die Untersuchung und Behandlung von Patient*innen im Rahmen der Forschungsvorhaben stehen 700 Quadratmeter zur Verfügung.

Das Gebäude wird als Stahlbeton-Skelettbau mit Flachdecken erstellt. Im Erdgeschoss wird es einen eigenen Forschungs-MRT geben. Zu den Aufgaben gehören unter anderem die Forschungsarbeit mit höchstauflösenden Mikroskopen (STED-Mikroskopie). Deshalb müssen die Fundamente des neuen Forschungsgebäudes so konzipiert sein, dass keine störende Schwingungen auftreten können. Voraussichtlich im Dezember 2022 wird das Gebäude seinen Betrieb aufnehmen.

INNOVATIVES KONZEPT FÜR HERZ-UND HIRN-FORSCHUNG

Bundesweit einzigartig und innovativ ist das Zusammenwirken der kardiologischen und neurowissenschaftlichen Schwerpunkte, um Krankheitsmechanismen zu verstehen. Zudem können Präventions- und Therapieverfahren entwickelt werden. Vielfach besteht ein enger Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf- sowie neurologischen und neuro-muskulären Erkrankungen. Prominente Beispiele hierfür sind der Schlaganfall durch Embolie bei Vorhofflimmern oder die kognitive Funktionsstörung bei Herzschwäche im Hinblick auf Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit, Kurzzeitgedächtnis und Informationsverarbei­tung. Die Gründe hierfür sind bislang weitgehend unverstanden. Daneben gibt es aber auch Hinweise auf eine höhere Rate von Herzinfarkten bei Patienten mit einer Parkinson-Erkrankung. Die klinische und gesellschaftliche Bedeutung dieser Erkrankungen ist erheblich, insbesondere angesichts der demographischen Entwicklung.

Das HBCG verknüpft die am Göttingen Campus ausgewiesene wissenschaftliche, krankheitsorientierte Expertise in der Neurologie, der Skelettmuskelforschung und der Kardiologie mit der Methodenkompetenz u.a. der Biologie und der molekularen Biowissenschaften, der Bildgebung und Informatik, der Physik, der Pharmakologie und Humangenetik. Im HBCG erfolgen somit erstmalig systematische experimentelle, theoretische und klinische Untersuchungen von Faktoren für Erkrankungen dieser drei Organsysteme.

HINTERGRUND

Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist die häufigste Krankenhausdiagnose in Deutschland, mit steigender Bedeutung. Derzeit erleiden zirka 1,1 Millionen Europäer jährlich einen Schlaganfall und 1,5 Millionen einen Herzinfarkt. Vielfach besteht ein enger Zusammenhang zwischen Herz-Kreislauf- sowie neurologischen und neuro-muskulären Erkrankungen. Aktuell sind etwa 350.000 und damit rund 40 Prozent aller Todesfälle in Deutschland im Jahr auf Herz-Kreislauf- sowie neurologische und neuro-muskuläre Erkrankungen zurückzuführen. Bei jüngeren Patienten erhöhen sich aktuell die entsprechenden Raten.

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