Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Zusammenhänge zwischen einer Herzkrankheit und dem seelischen Befinden sind seit der Antike bekannt und seit einigen Jahrzehnten auch Gegenstand intensiver Forschungen. Seelisches Befinden wirkt sowohl über das Verhalten eines Menschen (z. B. „Frustfressen“, Rauchen gegen den Stress) als auch über Veränderungen körperlicher Regulationsprozesse (z. B. Blutdruckanstieg bei Ärger) auf das Herz ein. Das seelische Befinden eines Menschen selbst unterliegt zudem in nicht unwesentlichem Ausmaß seiner psychosozialen Situation, die selbst auch einen Trigger von Herzerkrankungen darstellen kann. Depressive Menschen sind bspw. dadurch besonders gefährdet. Herzerkrankungen stellen für viele Patient*innen sowie deren Angehörige eine erhebliche Belastung dar. In vielen Fällen führt dies zu psychischen (z. B. Angst, Depression, psychische Traumatisierung) oder psychosomatischen Beschwerden (z. B. Herzschmerz trotz normaler Durchblutung). Die Behandlung der Herzkrankheit und die Vorbeugung durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil betreffen damit immer den ganzen Menschen unter Berücksichtigung seiner auf ihn wirkenden sozialen Gesamtsituation.

Unsere Klinik versteht sich als wichtige Ergänzung der biomedizinischen Hochleistungsmedizin im Herzzentrum. Sie zählt mit ihrem Schwerpunkt Psychokardiologie wissenschaftlich zu den führenden deutschen Einrichtungen auf diesem Gebiet und ist an zahlreichen Forschungsprojekten zur Psychosomatik von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt. Seit 2011 verfügen wir über ein eigenes Labor für psychokardiologische Grundlagenforschung, geleitet von Prof. Dr. mult. Thomas Meyer.

In der Krankenversorgung stehen neben ausführlichen Arzt-Patient-Gesprächen über mögliche körperliche und seelische Krankheitsursachen und -folgen auch medikamentöse, körpertherapeutische und kunsttherapeutische Angebote zur Verfügung. Neben der Organdiagnostik sowie der umfassenden biographischen Psychodiagnostik, setzen wir differenzierte psychometrische Testverfahren sowie nicht invasive psychophysiologische Untersuchungsmethoden ein. Letztere erlauben uns eine ausführliche Untersuchung der mitunter erworbenen individuellen Stressanfälligkeit des Herz-Kreislauf-Systems. Abhängig vom Untersuchungsergebnis können je nach Einzelfall unterschiedliche Behandlungswege eingeschlagen werden. Dazu gehören stationäre und teilstationäre psychotherapeutische bzw. psychokardiologische Behandlungen, unter anderem auf einer eigenen, gemeinsam mit der Klinik für Kardiologie und Pneumologie betriebenen psychokardiologischen Station im Herzzentrum, auf der auch schwer herzkranke Patienten ganzheitlich, d.h. gleichzeitig körpermedizinisch und psychosomatisch-psychotherapeutisch behandelt werden können. Gemeinsam mit der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie bieten wir Patienten eine psychosomatische Begleitung vor und nach Herzoperationen an. Auch im Rahmen der stationären kardiologischen Behandlung besteht die Möglichkeit, z. B. Patienten nach einem Herzinfarkt, bei Herzschwäche oder bei Herzrhythmusstörungen, im Rahmen des Konsildienstes psychokardiologisch zu unterstützen. Daneben existieren Angebote in der Poliklinik, etwa eine Gesprächsgruppe für Herzpatienten sowie individuelle Beratung oder Begleitung zur Krankheitsbewältigung bzw. Nutzung externer Maßnahmen wie psychokardiologische Rehabilitation, Psychotherapie oder ambulante Herzsportgruppen und Entspannungstraining